Zusammenfassung
Hintergrund Kontrastmittel-Paravasate stellen in der radiologischen Routine v. a. bei CT-Untersuchungen
ein nicht zu unterschätzendes Problem im klinischen Alltag dar. Die daraus resultierenden
Komplikationen können von lokalen Schmerzen bis zu extrem seltenen, jedoch schwerwiegenden
Komplikationen wie Kompartmentsyndrom, Nekrose oder Ulzeration führen.
Es existieren keine einheitlichen radiologischen Empfehlungen oder Richtlinien, um
Paravasat-Ereignisse mit drohenden komplizierten Verläufen frühzeitig zu erkennen
bzw. korrekt zu therapieren.
Methode Systematische Literaturrecherche der letzten 35 Jahre via PubMed über die Suchbegriffe
„contrast media extravasation/paravasation“.
Ergebnisse In der Literatur finden sich konservative Therapieansätze, wie etwa Salbenverbände,
Kühlung oder Schienung, für die meist keine Evidenz vorliegt und die eher als symptomatisch
zu betrachten sind. Als invasive Verfahren werden diverse Methoden beschrieben, die
wir in der Übersichtsarbeit detailliert im Kontext der aktuellen Literatur erläutern.
Hier gehen wir besonders auf die Hyaluronidase-Injektion in das Paravasatgebiet, die
Suktion/Aspiration des Paravasats mit anschließender Spülung und die Ausmelk- Technik
ein. Häufig liegt bei den Literaturangaben nur mangelnde Evidenz bei der Behandlung
von Kontrastmittel-Paravasaten vor. Dabei handelt es sich oft um anekdotische Aufzählungen
mehrerer Fälle bzw. Zitate aus Zeiten, in denen noch ionisches hochosmolares Kontrastmittel
verwendet wurde. Zusätzlich werden in vielen Publikationen Behauptungen über das gängige
Vorgehen bei Paravasaten basierend auf den Daten von anderen Medikamenten und Substraten
kritiklos übernommen.
Schlussfolgerung Nach umfassender Literatur-Recherche empfehlen wir die konsiliarische Beurteilung
eines Paravasats durch einen (plastischen) Chirurgen ab einem ausgetretenen Volumen
von etwa 150 ml nicht ionischen Röntgenkontrastmittels. Zusätzlich sollte frühzeitig
ein (falls möglich plastisch-) chirurgisches Konsil bereits bei kleineren Volumina
durchgeführt werden, wenn eine simultan auftretende Beeinträchtigung des Gewebes mit
Störung der Sensibilität oder Perfusion evident wird. Prinzipiell sind invasive Therapien
(Hyaluronidase-Injektion, Absaugungs- oder Ausmelk-Technik) bei Paravasatmengen < 150 ml
und fehlenden Perfusions- bzw. Sensibilitätseinschränkungen nicht indiziert. Ein konservatives
Management in Form von Hochlagerung der Extremität, aktiver Kühlung, ggf. Schienenruhigstellung
und vor allem regelmäßiger Kontrolle sind jedoch wichtig, um im Falle von Befundverschlechterungen
rechtzeitig eine chirurgische invasive Therapie einzuleiten und Folgeschäden zu vermeiden.
Kernaussagen
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Die Wahrscheinlichkeit für eine schwerwiegende Paravasat-Komplikation ist bei nicht
ionischem Kontrastmittel extrem selten.
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Paravasat-Folgen sind initial schwer einschätzbar und reichen von restitutio ad integrum
bis zum Kompartment-Syndrom.
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Verfahren wie Hyaluronidase-Injektion, Spülung/Aspiration oder Squeezing-Technik sind
zur Paravasat-Therapie beschrieben.
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Empfehlenswert sind chirurgische Konsultationen ab Paravasat-Volumina > 150 ml oder
bei Auffälligkeiten bezüglich der Perfusion und Sensibilität der Extremität.
Zitierweise
Key words
CT - contrast agents - extravasation