Rofo 2018; 190(12): 1141-1151
DOI: 10.1055/a-0643-4553
Technique and Medical Physics
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Polytrauma-Ganzkörper-CT: Klinisch adaptierter Einsatz unterschiedlich gewichteter CT-Untersuchungsprotokolle

Article in several languages: English | deutsch
Stefan Ulrich Reske
1   Department of Diagnostic Imaging and Interventional Radiology, BG-Klinikum Bergmannstrost Halle, Halle (Saale), Germany
2   Department of Diagnostic and Interventional Radiology and Neuroradiology, Heinrich-Braun-Klinikum, Zwickau, Germany
,
Rainer Braunschweig*
1   Department of Diagnostic Imaging and Interventional Radiology, BG-Klinikum Bergmannstrost Halle, Halle (Saale), Germany
5   Steinhorst, Germany
,
Andreas Wolfgang Reske
3   Department of Anaesthesiology, Intensive Care, Emergency Medicine and Pain Therapy, Heinrich-Braun-Klinikum, Zwickau, Germany
,
Reinhard Loose
4   Institute of Medical Physics, Nuremberg General Hospital, Paracelsus Medical University, Nuremberg, Germany
,
Michael Wucherer
4   Institute of Medical Physics, Nuremberg General Hospital, Paracelsus Medical University, Nuremberg, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

24 December 2017

07 May 2018

Publication Date:
12 November 2018 (online)

Zusammenfassung

Ziel Die Ganzkörper-CT (GKCT) ist als Primärdiagnostik in der Versorgung von schwerverletzten Patienten (Pat.) weltweit etabliert. Bis 2011 wurden alle Pat. in unserer Klinik mit dem ALT-Protokoll (AP) untersucht. Seit 2011 werden 2 different gewichtete Protokolle vorgehalten und adaptiert an den klinischen Zustand des Pat. eingesetzt. Bei instabilen Pat. wird das ZEIT-Protokoll (ZP) und bei kreislaufstabilen Pat. das DOSIS-Protokoll (DP) verwendet. Ziel dieser Studie war der Vergleich des alten „One-fits-all-Konzepts“ mit dem neuen, klinisch adaptierten Konzept.

Material und Methoden Diese retrospektive Studie evaluiert 3 in Einzelaspekten differente GKCT-Protokolle: Differente Einstellung der Dosismodulation (DM, AP/ZP) und Armlagerung am Körper/über Kopf (ZP/DP). Evaluiert werden Bauchumfang (BU, cm), Injury-Severity-Score (ISS), Untersuchungszeit (UZ, min), Bildrauschen (BR) und effektive Dosis (E, mSv). Test auf Normalverteilung mittels Kolmogorov-Smirnov-Test. Angabe der Ergebnisse als Median und Spannweite. Signifikanzprüfung mittels Kruskal-Wallis- oder Mann-Whitney-U-Test. Signifikanzniveau: 0,05.

Ergebnisse 308 Pat. erfüllten die Einschlusskriterien (77 % m; Alter: 46 a (18 – 90 a); BU: 93 cm (66 – 145 cm)). Der ISS lag bei 14 (AP; n = 104; 0 – 75), 18 (ZP; n = 102; 0 – 75) bzw. 9 Punkten (DP; n = 102; 0 – 50). Die UZ betrug 3,9 min (AP; 3,3 – 5,6 min), 4,1 min (ZP; 2,8 – 7,2 min) bzw. 7,7 min (DP; 6 – 10 min). Das BR zeigte im Vergleich AP/ZP keine signifikanten Unterschiede, lag beim DP jedoch signifikant niedriger. Für eine GKCT von Scheitel bis Sitzbein konnte im Vergleich AP/ZP durch Optimierung der DM E von 49,7 auf 35,4 mSv reduziert werden. Im Vergleich ZP/DP konnte durch die Armumlagerung über Kopf E auf 28,2 mSv weiter reduziert werden.

Schlussfolgerung DM und Armlagerung haben entscheidenden Einfluss auf Dosis und Bildqualität. Das vorgestellte, klinisch adaptierte Konzept ist dem ursprünglichen „One-fits-all-Konzept“ überlegen.

Kernaussagen:

  • Durch Vorhaltung zweier unterschiedlich gewichteter Ganzkörper-CT-Protokolle kann flexibler auf die klinische Situation der Patienten reagiert werden.

  • Das vorgestellte, klinisch adaptierte Konzept bietet Traumazentren eine Option, um die kollektive Strahlenexposition zu reduzieren.

  • Ganzkörper-CTs führen zu relevanten Strahlenexpositionen – weiterführende Multizenterstudien zur genaueren Differenzierung sind notwendig.

Zitierweise

  • Reske SU, Braunschweig R, Reske AW et al. Whole-Body CT in Multiple Trauma Patients: Clinically Adapted Usage of Differently Weighted CT Protocols. Fortschr Röntgenstr 2018; 190: 1141 – 1151

* Board Member, Working Group Imaging Procedures of the Musculosceletal System of the German Röntgen Society, Berlin, Germany.