Augenheilkunde up2date 2019; 9(01): 19-37
DOI: 10.1055/a-0655-3107
Tränenwege, Augenlider, Orbita
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MRT-Bildgebung der Orbita: Indikationsspektrum und diagnostische Möglichkeiten

Magnetic Resonance Imaging of the Orbital Cavity: Indications and Diagnostic Possibilities
Helena Posch
,
Katharina Erb-Eigner
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Publication History

Publication Date:
20 February 2019 (online)

Zusammenfassung

Die Magnetresonanztomografie gilt heute als bevorzugte Bilddiagnostik für Auge und Orbita. In diesem Beitrag werden die Charakteristika relevanter Pathologien illustriert (die Bandbreite reicht fallbasiert von vaskulären, entzündlichen und neoplastischen Ätiologien bis zum Trauma-Setting). Dabei wird das Potenzial innovativer Sequenzen gezeigt, die neben der reinen Morphologie funktionelle Gewebemerkmale abbilden und so die Beurteilung erleichtern.

Abstract

Today, magnetic resonance imaging (MRI) is considered the diagnostic tool of choice for eye and orbital pathologies. In this article, the MR image characteristics of relevant pathologies are illustrated with case-based examples in the context of clinical findings. Vascular pathologies (such as capillary and cavernous hemangioma), inflammatory diseases (such as endocrine orbitopathy), and neoplasms (such as lymphoma, uveal melanoma, retinoblastoma, and ocular/orbital metastasis) are described. Additionally, the role of MRI in the acute clinical setting and in trauma are discussed. Technical aspects of MRI encompassing field strength and the utilization of receiver coils to optimize image quality and achieve high spatial resolution are explained. Next to the use of common sequences (T1- and T2-weighted sequences) used in standard anatomic imaging (sAI), the article demonstrates the potential of "multiparametric imaging" (diffusion-weighted imaging, DWI, and dynamic contrast-enhanced imaging, DCE). These innovative MRI sequences depict functional tissue features in addition to pure morphology and thus facilitate radiological assessment.

Kernaussagen
  • Die MRT gilt für Auge und Orbita heute als bildgebende Methode der 1. Wahl und kommt bei der Diagnostik vaskulärer, entzündlicher, primär und sekundär neoplastischer Erkrankungen sowie zur Klärung akuter Pathologien zum Einsatz. Aufgrund ihres hohen Weichteilkontrastes ermöglicht sie die bildliche Differenzierung feinster Gewebestrukturen unter Vermeidung von ionisierender Strahlung.

  • Aufgrund der Kleinteiligkeit der orbitalen Anatomie ist eine gute Detailerkennbarkeit in Form einer hohen Ortsauflösung entscheidend. Optimiert werden kann diese einerseits durch hohe Magnetfeldstärken und andererseits durch signalverstärkende Oberflächenempfangsspulen. Für eine angemessene Bildqualität kann entweder ein 3-T-MRT-Gerät mit regulärer Kopfspule oder ein 1,5-T-MRT-Gerät mit Augen-/Orbita-Ringspule eingesetzt werden.

  • Das Standard anatomic Imaging besteht aus T1- und T2-gewichteten Sequenzen, eine Kontrastmittelgabe kann vor allem bei der Detektion und Einordnung entzündlicher und neoplastischer Veränderungen hilfreich sein. Bei der multiparametrischen Bildgebung können mittels innovativer Spezialsequenzen neben der reinen Bildmorphologie funktionelle Gewebeeigenschaften abgebildet werden, z. B. Diffusion Weighted Imaging (DWI) oder Dynamic Contrast-enhanced Imaging (DCE).

  • Diffusion Weighted imaging (DWI) erlaubt eine Charakterisierung von Geweben anhand ihrer Zelldichte, Dynamic Contrast-enhanced Imaging (DCE) dokumentiert das Kontrastmittelverhalten von Geweben im Zeitverlauf. Neoplastische und abszedierende Prozesse zeigen in diesen Aufnahmen typische Merkmale, die bei der Erstbewertung und Verlaufskontrolle orbitaler Läsionen hilfreich sind. Sensitivität und Spezifität der Bilddiagnostik werden dadurch erhöht.