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DOI: 10.1055/a-0657-5264
Psychokardiologie 2018 – aktuelle Leitlinien und klinische Realität


Die Psychokardiologie hat in den letzten Jahrzehnten zur Bedeutung psychosozialer Faktoren für Entstehung, Verlauf und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhebliche Erkenntnisfortschritte erbracht, die sich in aktuellen Leitlinien und Positionspapieren abbilden. Der Beitrag fasst den heutigen Wissensstand zusammen und will dafür sensibilisieren, seine vielfach noch defizitäre Umsetzung in die Versorgungspraxis zu verbessern.
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Psychische, soziale und Verhaltensfaktoren tragen zur Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten bei und sollten möglichst frühzeitig identifiziert und gemeinsam mit den Betroffenen angegangen werden.
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An der Auslösung akuter kardialer Ereignisse und der oft verspäteten Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe sind psychische und interpersonelle Faktoren ebenfalls häufig beteiligt.
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Die Herzkrankheit selbst stellt über psychosoziale und biologische Mechanismen einen erheblichen Stressor dar und führt häufig zu psychischen Folgestörungen, die ihrerseits Lebensqualität und Prognose verschlechtern.
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Wichtig ist in allen Phasen der Behandlung eine klare, widerspruchsfreie, empathische und kontinuierliche Kommunikation mit dem Patienten und zwischen den Behandlern sowie die rechtzeitige Erkennung und Behandlung psychischer Störungen oder maladaptiver Verhaltensweisen (z. B. Nonadhärenz).
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Sowohl für psychotherapeutische Behandlungen als auch für eine antidepressive Medikation liegen bei Herzpatienten mit psychischer Komorbidität im Vergleich zu anderen psychisch kranken Patientengruppen erst wenige und uneindeutige Studienergebnisse vor.
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Bei unzureichender Wirksamkeit einer psychosomatischen Grundversorgung – oft sinnvollerweise ergänzt durch körperliches Training – basiert die Indikationsstellung spezifischer Behandlungen auf den Patientenpräferenzen, der Verfügbarkeit konkreter psychotherapeutischer Angebote und der Nutzen-Risiko-Abwägung antidepressiver Medikamente.
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In schweren Fällen kann eine spezialisierte internistisch-psychosomatische oder psychokardiologische Reha- oder Krankenhausbehandlung erforderlich werden. Hieran sollten sich weitere Angebote zur Verstetigung von Behandlungserfolg und Lebensstiländerung anschließen.
Publication History
Publication Date:
04 January 2019 (online)
Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York