Was ist neu?
Ursachen und klinische Manifestation Es gilt 3 Hauptentitäten des Polyurie-Polydipsie-Syndroms zu differenzieren, die
sich ursächlich wie auch in ihrer Behandlung klar unterscheiden. Die häufigste Form
dieser Entität ist der Diabetes insipidus centralis, bei dem die osmosensitive Freisetzung
von AVP (Arginin Vasopressin Peptid) aus der Neurohypophyse gestört ist. Bei der viel
seltener vorliegenden Form des renalen oder nephrogenen Diabetes insipidus liegt eine
Insensitivität der AVP-vermittelten Antidiurese in den Nieren vor. Die 3. Form, die
unterschieden wird, ist die primäre Polydipsie. Sie entsteht oft durch eine Suppression
der AVP-Freisetzung durch einen exzessiv gesteigerten Flüssigkeitskonsum.
Diagnostik – der indirekte Durstversuch Als Referenzstandard in der Diagnostik des Polyurie-Polydipsie-Syndroms galt bisher
der indirekte Durstversuch. Dieser bestimmt seriell das Harnvolumen und die Harnkonzentration
(als indirekte Parameter) zur Einschätzung des funktionellen Harnkonzentrationsvermögens.
Der indirekte Durstversuch ist allerdings in seiner diagnostischen Zuverlässigkeit
limitiert. Die Identifizierung der intermediären Manifestation – die Erfassung von
Patienten mit primärer Polydipsie und deren Differenzierung von Patienten mit partiellem
zentralem oder renalem Diabetes insipidus – ist eine besondere Herausforderung.
Diagnostik – direkte Erfassung des AVP-Surrogats-Copeptin 2018 bringt nun neue Erkenntnisse in der Diagnostik. Copeptin hat in den letzten
Jahren zur Differenzierung der hypotonen Polyurie zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Aktuelle Studien zeigen, dass Plasma-Copeptin einen stabilen und osmotisch-sensitiven
Surrogatmarker des technisch schwer zu messenden bioaktiven antidiuretischen Hormons
AVP (Arginin Vasopressin Peptid) darstellt. Die zuverlässige Erfassung des nephrogenen
Diabetes insipidus anhand einer einzigen Copeptin-Messung ohne Flüssigkeitskarenz
ist mittlerweile etabliert und gehört vielerorts bereits zur klinischen Routinediagnostik.
Eine kürzlich veröffentlichte internationale prospektive Studie untersuchte nun die
diagnostische Zuverlässigkeit von Plasma-Copeptin unter osmotischer Stimulation mit
einer 3 %-NaCl-Infusion zur gezielten Differenzierung zwischen Patienten mit zentralem
Diabetes insipidus und einer primären Polydipsie. Dieses Verfahren wird künftig –
so die Prognose des Editorials im New England Journal of Medicine – zum neuen diagnostischen
Referenzstandard zur Abklärung von Patienten mit einer hypotonen Polyurie avancieren.
Abstract
2018 brings new insights into the differential diagnosis of patients with hypotonic
polyuria syndrome. Exact localization of the antidiuretic defect in patients with
hypotonic polyuria can be challenging, especially the distinction of primary polydipsia
from partial pituitary or renal forms of diabetes insipidus. However, diagnostic precision
is vital since therapeutic management differs substantially and false treatment may
result in serious consequences.
A main limitation of the indirect water deprivation test is its limited accuracy to
correctly distinguish between the pathophysiologically distinct forms of hypotonic
polyuria with a residual antidiuretic capacity. Direct detection of the osmotically-sensitive
AVP reserve may be diagnostically superior but is technically difficult and not available
for clinical routine, having left indirect diagnostic readouts the only accepted method
for differentiating polyuric states, despite a diagnostic accuracy of only 70 %.
New data demonstrate that selective measurement of plasma copeptin, a reliable AVP
surrogate, not only captures patients with underlying renal defect, but critically
improves diagnostic differentiation between primary polydipsia and pituitary forms
of central diabetes insipidus.
This manuscript presents the novel findings in the field and interprets their clinical
consequences.
Schlüsselwörter
Diabetes insipidus - Durstversuch - Copeptin - Polyurie - Diagnostik
Key words
diabetes insipidus - water deprivation test - saline stimulated copeptin - polyuria
polydipsia syndrome - diagnostic