Kardiologie up2date 2019; 15(03): 207-218
DOI: 10.1055/a-0674-6726
Herzrhythmusstörungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asymptomatische ventrikuläre Präexzitation – was tun?

Gabriele Hessling
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Publikationsdatum:
10. September 2019 (online)

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Der junge Sportler, der plötzlich kollabiert oder sogar reanimiert werden muss, ohne zuvor jemals über kardiale Symptome geklagt zu haben, ist das zwar seltene, aber typische Bild, das zum WPW-Syndrom, aber auch zur asymptomatischen ventrikulären Präexzitation passt. Im Folgenden werden Aspekte zur Risikoeinschätzung und Therapie bei asymptomatischer ventrikulärer Präexzitation dargestellt.

Kernaussagen
  • Die „asymptomatische“ ventrikuläre Präexzitation zeigt im EKG eine kurze PQ-Zeit und eine Deltawelle als Ausdruck einer antegraden Leitung von Vorhof zur Kammer über eine akzessorische Leitungsbahn, ohne dass bei den Betroffenen die typischen paroxysmalen supraventrikulären Tachykardien wie beim klassischen WPW-Syndrom auftreten.

  • Eine weiterführende, zunächst nicht invasive Abklärung wird empfohlen, da bei schneller Überleitung über die akzessorische Bahn bei Vorhofflimmern ein geringes Risiko des Kammerflimmerns und damit eines plötzlichen Herztodes besteht.

  • Kommt es im Rahmen der Ergometrie nicht zum abrupten Verschwinden der Präexzitation, besteht nach ausführlicher Beratung des Patienten die Empfehlung zu einer invasiven elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) und ggf. Katheterablation der akzessorischen Bahn.

  • Im Rahmen der EPU identifizierbare Risikoparameter für maligne Ereignisse beinhalten ein minimales RR-Intervall von < 250 ms bei Vorhofflimmern, das Vorhandensein multipler akzessorischer Leitungsbahnen, die Induktion einer anhaltenden AVRT mit Übergang zu Vorhofflimmern oder eine antegrade Refraktärzeit der Leitungsbahn von < 240 ms.

  • In der individuellen Risiko-Nutzen-Diskussion mit dem Patienten über die Katheterablation der akzessorischen Bahn spielen anatomische Aspekte (z. B. AV-Knoten-nahe Lage der akzessorischen Bahn) im Hinblick auf Erfolg, Rezidivrate und Komplikationen eine wichtige Rolle.

  • In den letzten Jahren hat sich der Therapieansatz auch bei asymptomatischer Präexzitation dahingehend verändert, dass dem Patienten meist eine primäre Katheterablation als definitive Therapieoption mit hoher Erfolgsrate bei sehr geringer Komplikationsrate angeboten werden kann.