Z Orthop Unfall 2019; 157(04): 434-439
DOI: 10.1055/a-0762-1139
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine Meinungsumfrage bei niedergelassenen Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie (Gesellschaft, Gesetz und Patienten)

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Ehsan Omari
Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin, Zentrum für Gesundheitswissenschaften, Klinikum der Goethe-Universität, Frankfurt am Main
,
Wolfgang Thoma
Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin, Zentrum für Gesundheitswissenschaften, Klinikum der Goethe-Universität, Frankfurt am Main
,
Johannes Schulze
Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin, Zentrum für Gesundheitswissenschaften, Klinikum der Goethe-Universität, Frankfurt am Main
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. November 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Das deutsche Gesundheitssystem wird als gut angesehen, Effizienz, Kosten und Patientenzufriedenheit aber kontrovers diskutiert. Meinungen oder Modelle herrschen vor, selten werden empirische Daten präsentiert. Dabei sind quantitative Daten zu Meinungen und Einschätzungen eine Voraussetzung, um die Akzeptanz des Gesundheitssystems zu bewerten.

Methodik Zur Erhebung der Einschätzung des Arzt-Patienten-Verhältnisses, der ökonomischen Situation und der Kooperation mit Kliniken wurde ein Erhebungsbogen mit 37 Items und einer 4-stufigen Likert-Skala entwickelt. Der Fragebogen wurde von 525 deutschen Orthopäden und/oder Unfallchirurgen ausgefüllt (7,7% aller niedergelassenen Vertragsfachärzte).

Ergebnisse 75% der Teilnehmer empfanden sich als belastet durch anspruchsvolle Patienten und einen Rechtfertigungsdruck; etwas weniger ausgeprägt war das Gefühl, als Ärzte ausgenutzt zu sein. Eine Einschränkung der korrekten Behandlung durch die Budgetierung empfanden 74%, eine Praxisfinanzierung durch konservative kassenärztliche Leistungen hielten 90% der Befragten für unmöglich. Ebenso kritisch wurde die derzeitige Kooperation mit Kliniken gesehen. Während nur 19% nicht an einer engeren Zusammenarbeit interessiert waren und 96% eine bessere Honorierung dieser Zusammenarbeit forderten, empfanden 74%, dass Kliniken immer mehr Möglichkeiten haben, im ambulanten Sektor tätig zu werden. Nur von 35% wurde hingegen bejaht, dass umgekehrt niedergelassene Ärzte immer mehr Möglichkeiten haben, im stationären Sektor tätig zu werden. Ihrer Meinung nach wird die Kooperation durch rechtliche Restriktionen erschwert.

Diskussion Niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen sehen sich ausgenutzt durch wenig informierte Patienten, Fehlsteuerungen und andere gesetzliche Restriktionen, die einseitig die Übernahme ambulanter Leistungen durch Kliniken fördern. Die derzeitigen Strukturen empfinden niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen als langfristig nicht tragfähig.