Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2020; 15(01): 87-103
DOI: 10.1055/a-0774-5173
Prophylaxe und Management von Komplikationen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nervenläsionen bei orthopädischen und unfallchirurgischen Eingriffen

Konstantin D. Bergmeister
,
Daniel Schwarz
,
Ulrich Kneser
,
Leila Harhaus
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Publication History

Publication Date:
31 January 2020 (online)

Iatrogene Nervenläsionen sind schwere Komplikationen bei orthopädischen und unfallchirurgischen Eingriffen. Die frühe Diagnostik und die Zuweisung an periphere Nervenchirurgen sind essenziell für die Prognose. Aufgrund der irreversiblen Muskelfibrosierung muss bei ausbleibender Regeneration schnellstmöglich durch operative Revision eine erfolgreiche Reinnervation ermöglicht werden. Zumeist können mit kontrollierbaren Risiken gute funktionelle Ergebnisse erreicht werden.

Kernaussagen
  • Ein zunehmender Anteil aller Nervenverletzungen sind iatrogene Nervenläsionen. Diese treten vor allem bei unfallchirurgischen und orthopädischen Eingriffen aufgrund der anatomischen Nähe zu häufigen Frakturlokalisationen auf.

  • Die frühe Diagnostik durch den erfahrenen peripheren Nervenchirurgen ist maßgebend für die richtige Diagnose und den richtigen Behandlungsweg. Diese Diagnostik bildet den Grundpfeiler für eine adäquate Therapie und damit letztendlich den Behandlungserfolg.

  • In der Diagnostik von iatrogenen Nervenläsionen sind vor allem die klinische Diagnostik, die Neurografie, die Neurosonografie und die MR-Neurografie essenziell. Bei unklarer Prognose oder bei geplanter Reoperation sollte eine operative Exploration erfolgen.

  • Die moderne Nervenchirurgie bietet verschiedene operative Therapiemöglichkeiten je nach Art der Nervenschädigung. Durch die Verwendung von primären Nervenrekonstruktionen, Nerventransfers oder Sehnentransfers kann in den meisten Fällen eine Funktionswiederherstellung erzielt werden. Essenziell ist hierfür jedoch die frühe Therapieeinleitung, bevor irreversible Schädigungen an der Zielmuskulatur auftreten.

  • Bei allen Arten von Nervenläsionen und unabhängig von der geplanten Therapie (operativ oder konservativ) sollte eine Begleittherapie mittels Physiotherapie und Schienenversorgung durchgeführt werden. Diese ermöglichen den Erhalt der passiven Beweglichkeit und sind somit die Basis für die Extremitätenfunktion nach Reinnervation der rekonstruierten oder regenerierenden Nerven.