Phlebologie 2019; 48(01): 8
DOI: 10.1055/a-0805-4537
Literatur weltweit
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Endovenöse Therapie: Metaanalyse reicht nicht für Wirksamkeitsnachweis

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Publication Date:
19 February 2019 (online)

In ihrem Kommentar beziehen sich Bosanquet und Twine auf eine Metaanalyse über die 5-Jahre-Resultate nach unterschiedlichen Behandlungen der varikösen V. saphena magna, die in derselben Ausgabe erschien. Die beiden Experten gehören dem South East Wales Vascular Network an und greifen grundlegende methodische Probleme auf. Die „endovenöse“ Literatur bezeichnen sie schon in ihrer Überschrift als perfekten Sturm aus begrenzt effektiven Daten, rapider Technologieentwicklung und möglichen Interessenkonflikten. Behandelnde Ärzte und Kommissionsmitglieder blieben in einer schwierigen Position zurück. Die „endovenöse Revolution“ ist laut Bosanquet und Twine nicht ausreichend untermauert. Studien mit zweifelhafter Power verglichen heterogene Endpunkte von begrenztem klinischen Wert. Das prädominante Ziel jeder Behandlung, die Verbesserung der Lebensqualität, sei zu lange übersehen worden. Manchmal sei die QoL ein sekundärer Endpunkt. Schwierig bleibe die valide Messbarkeit dieses wichtigen Kriteriums.

Sind die Studien zur endovenösen Therapie gut genug, um die Basis für Metaanalysen zu sein? Das ist die grundlegende Frage des Kommentars. Schwierigkeiten liegen schon im Beobachtungszeitraum. Mit zunehmender Dauer nehmen die Ereignisraten zu und verbessern möglicherweise die Teststärke. Dies sei bedeutsam, wenn die eingeschlossenen Studien die initiale Gruppengröße für einen 10 %-Unterschied nach 1 Jahr berechneten und Approximationen mit Event-Raten an 50 % nutzten, um valide zu sein. Unvollständige Verlaufsdaten stellten eine verpasste Gelegenheit dar, den Mangel an Power auszugleichen. Eine Verzerrung entstehe auch durch die unklare und selektive Darstellung des Outcome. Die meisten Studien enthielten darüber hinaus keinen Kommentar zum Sponsoring oder waren industriell unterstützt. Es ist bekannt, dass dadurch Datenverzerrungen begünstigt und Schlussfolgerungen beeinflusst werden. Der Endpunkt der Metaanalyse sei zudem ein heterogenes radiologisches Kompositum: eine nicht Patienten-zentrierte technische Abwägung offen für die Manipulation der Wissenschaftler.

Laut Bosanquet und Twine erlaubte die Metaanalyse kein starkes Fazit zur Effektivität der endovenösen Therapie. Ergebnis sei aber die Notwendigkeit und Relevanz größerer, unabhängiger Studien mit sauber definierten, Patienten-zentrierten Endpunkten.

Dr. med. Susanne Krome, Melle