Der Schmerzpatient 2019; 2(01): 8-9
DOI: 10.1055/a-0808-7615
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Behandlungsresistenz durch Schmerzsensibilisierung

Wacław Adamczyk
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Publication Date:
14 January 2019 (online)

Zusammenfassung der Studie

Hintergrund

Bei Kniearthrose korreliert die Intensität der Beschwerden mit zentralen und peripheren Sensibilisierungsmechanismen. Prognostische Faktoren hinsichtlich der Wirksamkeit von Physiotherapie sind bis dato unbekannt.


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Ziel

Die aktuelle Studie der University of Limerick in Irland erforschte, ob es bei Menschen mit Kniearthrose einen prospektiven Zusammenhang gäbe zwischen deren Schmerzsensibilisierung und einer reduzierten Effektivität physiotherapeutischer Interventionen.


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Methodik

Ein- und Ausschlusskriterien Für ihre Arbeit rekrutierten OʼLeary et al. 156 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Kniearthrose. Die Probanden beantworteten verschiedene Fragebögen und unterzogen sich einer quantitativen sensorischen Testung, um so ihre subjektive und objektive Schmerzempfindlichkeit zu messen.

Durchführung/Intervention Die 134 eingeschlossenen Patienten wurden gemäß eines leitlinienbasierten Physiotherapieprogramms in „Responder“ und „Non-Responder“ klassifiziert. Um zu erfassen, ob sich eine Behandlungsresistenz auf Physiotherapie (Non-response) auf Grund diverser mit einer Schmerzsensibilisierung korrelierenden Faktoren voraussagen lässt, wurde ein hierarchisches logistisches Regressionsmodell erstellt.


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Ergebnisse

Als aussagekräftige Prädiktoren für „Non-Response“ auf Physiotherapie erkannten die Wissenschaftler eine erhöhte Schmerzwahrnehmung bzw. höhere temporale Summation durch eine Serie identischer schmerzhafter Reize (Odds Ratio: 2,00; 95% Konfidenzintervall: 1,23 – 3,27) sowie niedrigere Druckschmerzschwellen (OR: 0,48; 95%, Konfidenzintervall: 0,29 – 0,81). Das Modell aus Irland besitzt eine hohe Sensitivität (87,8%), aber eine geringe Spezifität (52,3%).


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Schlussfolgerung

Eine physiotherapeutische Behandlungsresistenz lässt sich durch Verfahren aus der quantitativ sensorischen Testung vorhersagen. Diese Resistenz sowie der unabhängige Zusammenhang zur Schmerzsensibilisierung kann durch neuroplastische Veränderungen in der nozizeptiven Verarbeitung erklärt werden. Spezielle Interventionen gegen die Schmerzsensibilisierung der „Non-Responder“ sollten zukünftig genauer untersucht werden.


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