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DOI: 10.1055/a-0829-6632
Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Gesundheitsförderung und Prävention 2012–2017: Positive Effekte durch das Präventionsgesetz?
Expenditures of The German Statutory Health Insurance for Health Promotion and Disease Prevention 2012–2017: Positive Effects Due To The Disease Prevention Law?Publication History
Publication Date:
01 March 2019 (online)
Zusammenfassung
Hintergrund Das Präventionsgesetz zielt auf die Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland. Durch das Gesetz werden Änderungen bei den sogenannten „§20-Maßnahmen“ des Sozialgesetzbuch V vorgenommen. Für die durch die Krankenkassen zu erbringenden Leistungen in diesem Bereich wurden Richtwerte erhöht bzw. neu vorgegeben. Zielsetzung dieses Beitrags ist es zu untersuchen, wie sich die Präventionsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Zeitraum von 2012 bis 2017 entwickelt haben und ob die Vorgaben des Präventionsgesetzes erreicht wurden.
Methode Die Rechnungsergebnisse der GKV wurden ausgewertet. Die Leistungsausgaben pro Versicherte wurden berechnet und die Ausgabenveränderungen sowohl nach Einzelkonten als auch nach Präventionsbereichen zusammengefasst analysiert. Der Einfluss des Präventionsgesetzes wurde durch die Betrachtung der Zeiträume 2012–2017, 2012–2014 und 2014–2017 herausgestellt.
Ergebnisse Im Jahr 2017 entfielen 2,5% der Leistungsausgaben der GKV, ca. 5 Mrd. Euro, auf die ausgewiesenen Präventionsbereiche. Nahezu 60% dieser Präventionsausgaben wurden für (Krebs)-Früherkennung und Schutzimpfungen aufgewendet. Die Ausgaben für „§20-Maßnahmen“ beliefen sich auf € 7,17/Versicherte und erreichten damit den gesetzlichen Richtwert, machten aber weniger als 10% aller Präventionsausgaben aus. Die Präventionsausgaben pro Versicherte nahmen in Zeitraum zwar zu, der Anteil der GKV-Präventionsausgaben an den Leistungsausgaben hat sich aber seit 2015 insgesamt verringert. Ausgaben für Präventionsmaßnahmen, die sich direkt an die Versicherten richten (Individualansatz, Bonusprogramme) und des Setting-Ansatzes (nicht betriebliche Settings, betriebliche Gesundheitsförderung) sind nach Inkrafttreten des Präventionsgesetzes zusammen kaum gestiegen. Dies ergibt sich, weil trotz der Zunahme bei den Ausgaben für die betrieblichen und nicht betrieblichen Settings eine ebenso starke Abnahme bei den Versichertenboni für gesundheitsbewusstes Verhalten eingetreten ist.
Schlussfolgerungen Relativ zu den Gesamtausgaben der GKV nehmen die Präventionsausgaben weiterhin ab. Die durch das Präventionsgesetz vorgegeben Richtwerte wurden aber erreicht. Richtwerte haben sich als probates Instrument zur Lenkung von Präventionsausgaben erwiesen und zu einer Erhöhung der Ausgaben für den Setting-Ansatz geführt. Insgesamt zeigt sich aber kein Ausgabeneffekt im Bereich der Prävention seit dem Präventionsgesetz, da eine Kompensation zu Lasten der nicht mit Richtwerten versehenen Individuen bezogenen Maßnahmen (Bonusprogramme) erfolgte.
Abstract
Background The German Prevention Act aims to strengthen health promotion and disease prevention. The law makes changes to the so-called „§20 measures”. Target values were newly given for the expenditures of the health insurance funds in this area. The objective here was to examine how the prevention expenditures of the statutory health insurance developed in the period from 2012 to 2017, and whether the requirements of the Prevention Act were met.
Methods The accounting results of the statutory health insurance funds were evaluated for the period 2012–2017. The expenditures per insured person were calculated and the changes in expenditures were analysed. The effect of the prevention law was highlighted by differentiation of the time periods 2012–2014 and 2014–2017.
Results In 2017, about 2.5% of the total expenditure of the German statutory health insurance, around 5 billion euros, was accounted for in the reported prevention areas. Nearly 60% of these prevention expenditures were on early detection and vaccinations. Expenditure on „§20 measures“ amounted to € 7.17 per insured person and thus reached the statutory guideline but accounted for less than 10% of all prevention expenditure. Although prevention expenditure per insured person increased over the period, the proportion of money spent on prevention measures as a whole had decreased since 2015. Expenditure on prevention measures that were directly aimed at the insured (individual approach, bonus programmes) and the setting approach (non-occupational settings, worksite health promotion) had hardly increased overall since the Prevention Act came into force. This effect is due to the equally strong decrease in bonuses for health-conscious behaviour among insured persons, despite the sharp increase in expenditure on company and noncompany settings.
Conclusion The proportion of money spent on disease prevention in total expenditure is still decreasing. The targets set by the Prevention Act, however, have been reached. Thus, target values have apparently proved to be an effective instrument for regulating prevention expenditure and have led to an increase in expenditure in the setting approach. Overall, there has been no expenditure effect in the area of disease prevention since the Prevention Act was enacted, as compensation was made at the expense of the non-setting measures without target values.
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