Notfallmedizin up2date 2019; 14(03): 303-319
DOI: 10.1055/a-0833-4952
Pädiatrische Notfälle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akut lebensbedrohliche Infektionen im Kindesalter

Life-threatening Infections in Children
Kathrin Seidemann
,
Philipp Jung
,
Christoph Härtel
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. September 2019 (online)

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Schwere Infektionen, v. a. Sepsis, Pneumonie und Meningitis, gehören zu den führenden Todesursachen im Kindesalter. Entscheidend für die Prognose sind das frühzeitige Erkennen des kritischen Krankheitsbildes sowie die Vermeidung von Zeitverzug in der adäquaten Behandlung. In der präklinischen Versorgung stehen jedoch nur sehr limitierte Monitoring- und Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Prioritär in der Therapiesteuerung bleiben in dieser Phase der „klinische Blick“ und ein Basismonitoring (Herzfrequenz, Atemfrequenz, transkutane Sauerstoffsättigung).

Kernaussagen
  • Entscheidend für die Prognose des betroffenen Kindes sind das frühzeitige Erkennen der akuten lebensbedrohlichen Infektion sowie die Vermeidung von Zeitverzug in der adäquaten Behandlung einschließlich Antibiotikatherapie innerhalb der ersten Stunde („hit hard and early“).

  • Präklinisch ist in strukturiertes Vorgehen nach ABCDE-Schema essenziell. Im Vordergrund stehen

    • die rasche Etablierung eines Zugangs (Mittel der Wahl: intraossäre Kanüle) und

    • der Ausgleich eines Volumenmangels mit Boli bis zu 60 ml/kg vollisotoner, balancierter Lösung.

  • Bei volumenrefraktärem Schock muss innerhalb der ersten halben Stunde eine Katecholamintherapie erfolgen. Die Indikation richtet sich nach klinischen Zeichen (Rekapillarisierungszeit) und erfordert zumeist den Einsatz von Epinephrin („kalter Schock“ beim Großteil der Kinder im septischen Schock).

  • Die differenzierte Katecholamintherapie benötigt ein adäquates Monitoring, insbesondere engmaschige echokardiografische Verlaufskontrollen.

  • Das respiratorische Versagen ist ein häufiges Phänomen bei der Sepsis im Kindesalter, daher sollte in kurzen Intervallen die Indikation zur Intubation geprüft werden.

  • Durch verfügbare Standards und effektive Zusammenarbeit zwischen Notfallteam und Klinik kann die Letalität der Sepsis deutlich gesenkt werden.

  • Die Beteiligung an Sepsisnetzwerken zwischen verschiedenen Kliniken kann die Versorgungsqualität deutlich verbessern.