Onkologische Welt 2019; 10(01): 01
DOI: 10.1055/a-0837-9469
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rückblick und Ausblick

Alexander Kretzschmar
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Publication Date:
22 March 2019 (online)

Rückblick und Ausblick

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Die zentrale Förderung einer differenzierten medizinischen Forschungslandschaft war in Deutschland lange kein Thema für die Bundesregierung. Erst in den 90er-Jahren stellte das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft für überregionale medizinische Kompetenznetzwerke entsprechende Mittel zur Verfügung. Eine Investition, die sich gelohnt hat! In 2019 feiert das Kompetenznetz Maligne Lymphome e. V. sein 20-jähriges Bestehen. Bei aller Freude über die Erfolge der Studiengruppen dürfen wir jedoch nicht die Translation in die Praxis vernachlässigen. Es ist sehr lobenswert, dass sich das Kompetenznetz Maligne Lymphome e. V. seit 10 Jahren auch in der ärztlichen Fortbildung engagiert.

Auf den internationalen Kongressen schmückt man sich gerne mit dem Prädikat „therapy changing“. Der Patient hat aber nur etwas davon, wenn die neuen Erkenntnisse in der breiten Routineversorgung rasch angenommen und umgesetzt werden. Das ist kein Selbstläufer, sondern dauert auch in der Onkologie manchmal länger als erwartet – beispielsweise bei der konsequenten molekularen Testung von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom.

Beim DLBCL ist R-CHOP seit (zu) vielen Jahren der Standard in der Erstlinientherapie, gegen den sich kein neues Regime durchsetzen konnte. Auf dem ASH 2018 wurden für die Therapie diffus großzelliger B-Zell-Lymphome endlich 2 Studien vorgestellt, die hier neue Bewegung in die Therapie bringen könnten. In der FLYER-Studie wurde gezeigt das 4 Zyklen R-CHOP plus 2-mal R beim progressionsfreien Überleben als primärem Endpunkt sowie beim Gesamtüberleben ebenso wirksam, aber weniger toxisch sind als 6-mal R-CHOP.

Noch größeres Interesse fand die PHOENIX-Studie, in der R-CHOP (6–8 Zyklen) mit der neuen Kombination R-CHOP (6–8 Zyklen) plus 560 mg Ibrutinib verglichen wurde. Hier waren beide Regime beim Ereignis-freien Überleben als primärem Endpunkt bei der Gesamtpopulation vergleichbar wirksam. In der Subgruppenanalyse war jedoch Ibrutinib-CHOP bei Patienten < 65 Jahre deutlich überlegen und verfehlte die statistische Signifikanz trotz zu geringer statistischer Power nur knapp (Hazard Ratio [HR] 0,71 [95 % Konfidenzintervall (KI)] 0,51–1,01). Ob diese Kombination künftig bei jüngeren Patienten der Erstlinien-Standard sein kann, wird in weiteren Studien geprüft.

Für 2019 hat das Kompetenznetz Maligne Lymphome e. V. den Start der Fortbildungsreihen „ZNS-Lymphome“, „Multiples Myelom“ und „Diffus großzellige B-Zell-Lymphome“ angekündigt. Eine gute Wahl.