Zusammenfassung
Immer wieder findet man die Behauptung, dass Video-und Computerspiele dazu geeignet
seien, das Gehirn bzw. geistige Leistungen zu trainieren. Hierzu wird eigens programmierte
Software verkauft oder es werden käufliche Spiele, die nicht zum Training programmiert
sind, auf entsprechende Auswirkungen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar
die jeweils bearbeitete Aufgabe besser/schneller bearbeitet wird, diese Fähigkeit
jedoch nicht auf andere Fähigkeiten generalisiert. Die vermeintlichen positiven Auswirkungen
von (zu Unterhaltungszwecken produzierten) Computerspielen halten einer genaueren
Betrachtung nicht stand und entpuppen sich u. a. als Fehlinterpretationen der (zu
erwartenden) höheren Ablenkbarkeit. Die Möglichkeiten der modernen Gehirnforschung
wurden verwendet, um die Auswirkungen bei der vermeintlicher „Trainingsverfahren“
(Trainings-software und Unterhaltungssoftware) auf die Struktur und die Funktion des
Gehirns zu untersuchen. Wieder werden Befunde fehlinterpretiert und aus einer klar
erkennbaren Beeinträchtigung der normalen Gehirnentwicklung als Anzeichen einer vermeintlichen
Verbesserung gewertet. Schließlich werden Aktivierungsmuster je nach Bedarf interpretiert,
vermehrte Aktivierung als klares Zeichen von Verbesserung und verminderte Aktivierung
als klares Zeichen von Aufwandsverminderung (also ebenfalls Verbesserung). Auf die
bekannten Risiken und Nebenwirkungen wird in der Literatur zur vermeintlichen Verbesserung
geistiger Leistungen durch Computerspiele praktisch nie hingewiesen, was man – wie
die „positiven“ Ergebnisse auch – als Zeichen des Einflusses massiver Lobbyarbeit
einer milliardenschweren Spieleindustrie werten kann, die privatwirtschaftlich Gewinn
produziert. Wissenschaftlich nachgewiesene positive Auswirkungen von Computerspielen
existieren nicht, ihre negativen Folgen, deren Kosten die Allgemeinheit trägt, sind
nachgewiesen.