Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2020; 55(02): 91-105
DOI: 10.1055/a-0853-3516
Topthema
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährung des Intensivpatienten: Herausforderung bei besonderen Patientengruppen

Nutrition in Critically Ill Patients – Challenges in Special Patient Groups
Aileen Hill
,
Christian Stoppe
,
Gunnar Elke
,
Gernot Marx
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Februar 2020 (online)

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Zusammenfassung

Die Ernährungstherapie des einzelnen Intensivpatienten stellt im klinischen Alltag oft eine Herausforderung dar: Nicht nur die Schwere der akuten Erkrankung – auch das Alter, Komorbiditäten, Ernährungszustand und der erwartete Verlauf sind zu berücksichtigen. Dieser Beitrag beschreibt basierend auf nationalen und internationalen Leitlinien die zurzeit empfohlene Ernährungstherapie für verschiedene Patientengruppen in der Intensivmedizin.

Abstract

Medical nutrition therapy in daily intensive care often is challenging for the clinician. The severity of disease with possible compromises of conscience, hemodynamics, respiration, renal and gastrointestinal systems requires an individual adaptation of the nutrient-supply adjusted to the disease phase and secondary metabolic tolerance. For these adjustments, clinicians should consider the nature of the acute disease leading to critical illness and also the preceding nutrition state, comorbidities and demographics, as well as the prognosis of the patient. Close monitoring is necessary for a rapid response in case the medical condition changes or new medical or nutritional problems arise.

This pragmatic educational article describes recommended nutrition therapies for different patient cohorts in intensive care medicine based on currently valid (inter)national guidelines.

Kernaussagen
  • Ernährung auf der Intensivstation ist eine Therapieform und erfordert Sorgfalt und Überwachung.

  • In die Indikationsstellung und Wahl der Ernährungstherapie sollte das gesamte Behandlungsteam eingebunden sein.

  • Beginn, Applikationsform, Zusammensetzung und Dosierung sollten individuell an den Bedarf, die Toleranz sowie an die Erkrankungsphase des Patienten angepasst werden.

  • Die verschiedenen Krankheitsbilder können den Bedarf an Makro- und Mikronährstoffen der Patienten erheblich beeinflussen.

  • Patienten sollten zunächst hämodynamisch stabil sein, bevor mit einer enteralen Ernährungstherapie begonnen werden kann.

  • In der Regel sollen Intensivpatienten so physiologisch wie möglich ernährt werden: orale Ernährung > enterale Ernährung > parenterale Ernährung.

  • In der Regel kann eine Ernährungstherapie innerhalb der ersten 24 h begonnen und bei Toleranz zügig gesteigert werden.

  • Es gibt keine einzelnen validierten Parameter zur Einschätzung einer bestehenden Mangelernährung, gastrointestinaler und metabolischer Toleranz sowie zur Effektivität der Ernährungstherapie.