Nervenheilkunde 2019; 38(04): 206-207
DOI: 10.1055/a-0859-8272
Gesellschaftsnachrichten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.

Tom Bschor
1   Berlin
,
Anja Bauer
1   Berlin
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Publication Date:
04 April 2019 (online)

Im Interview

Prof. Dr. Thomas Lempert – Neurologe und Gitarrist der „Echten Ärzte“

Bei ihren traditionellen Weihnachtskonzerten in Berlin bringen die „Echten Ärzte“ das Publikum regelmäßig zum Toben. Sie selbst nennen sich eine musikalische Gemeinschaftspraxis, Kreativinstitut der Charité, bieten Originalpräparate aller Epochen und eigene Rezepturen. Ihr Motto lautet 舘sehen, hören, genießen, genesen’. Prof. Thomas Lempert ist der Gitarrist der Band und Chefarzt der Neurologie in der Schloss-park-Klinik Berlin. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

Seit wann machen Sie selbst schon Musik?

Lempert: Als ich 6 Jahre alt war, habe ich angefangen Gitarre zu spielen, und zwar Kinder-Gitarrenunterricht eher im klassischen Bereich. Da habe ich nicht so sehr reüssiert und es kam eine Pause, bis ich dann mit 15 Jahren mit Pop- und Rock-Musik angefangen habe. Da habe ich mir die Musikstücke von der Platte abgehört und nachgespielt.


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Wann waren Sie das erste Mal in einer Band?

Lempert: Mit 16 war ich in einer Jugendband. Das hielt so bis 20 und dann hat das Lernen für das Physikum der Band leider den Garaus gemacht. Danach war lange Sendepause und dann ging es mit den “Echten Ärzten“ weiter.


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Wer ist sonst Ihre Lieblingsband- oder Lieblingsmusiker?

Lempert: Ich bin von den Bands meiner Jugendzeit geprägt – Pink Floyd, Deep Purple, Uriah Heep und Co. Aber unsere Band ist eine Mehr-Generationen-Band, wir haben ja auch Leute um die 30 dabei, insofern lösen wir uns auch von dem 舘Nur-alten-Kram-spielen’ und haben eine Mischung, die bei einem Mehr-Generationen-Publikum ankommt.

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Thomas Lempert mit Gitarre und die „Echten Ärzte“ Quelle: Echte Ärzte

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Und was hören Sie zu Hause privat am liebsten?

Lempert: Alten Kram (lacht). Pop und Rock.


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Wollten Sie als Kind Profi-Musiker werden?

Lempert: Also, es gab natürlich so ein paar Jugendfantasien, aber nie ernsthaft – dazu hat es nicht gereicht.


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Was war das beste Konzert, das Sie besucht haben?

Lempert: Toll war in London der 50. Geburtstag von Ian Anderson, dem Flötisten von Jethro Tull. Er hatte lauter All-Stars eingeladen – das war ein gigantisches Fest. Und als ich 16 war, habe ich mich mit einem Freund in die Deutschlandhalle in Berlin zu einem Konzert von Pink Floyd geschmuggelt. Wir hatten gar nicht damit gerechnet, da hineinzukommen und das war einfach genial.


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Seit wann gibt es die „Echten Ärzte“ und seit wann sind Sie schon dabei?

Lempert: Die Band gibt es seit 1998 und ich bin seit 2001 dabei. Ich habe damals im Virchow-Klinikum gearbeitet und dort ist auch unser Probenraum – so hat sich das ergeben.


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Welchen Moment mit den „Echten Ärzten“ haben Sie in ganz besonderer Erinnerung?

Lempert: Es sind so viele Glücksmomente, da muss ich überlegen … Also, eigentlich immer unsere Weihnachtskonzerte, weil die ein bisschen über 舘normale’ Konzerte hinausgehen. Das ist wie eine säkulare Weihnachtsfeier mit über 1000 Zuhörern und großen Gefühlen. Die Leute singen mit, tanzen mit, bewegen sich bis in die letzte Reihe – das ist schon toll.


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Wünschen Sie sich im Alltag in der Klinik manchmal mehr Musik?

Lempert: Wir machen manchmal auch in der Klinik Musik! Wenn in meiner Abteilung jemand Geburtstag hat, dann wird mehrstimmig gesungen! Und wir haben immer musikalische Mitarbeiter, die hervorragend Instrumente spielen und da ergibt sich auch hin und wieder mal etwas.


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Welchen Stellenwert sprechen Sie der Musiktherapie zu?

Lempert: Ich glaube, dass Musik eine unterstützende und heilende Wirkung hat und dass das Selber-Musik-Machen, selbst wenn man es nicht unbedingt gelernt hat, etwas unglaublich Belebendes hat. Eigentlich höre ich von allen Leuten, die im Chor singen oder Musik machen, dass sie mit einem Hochgefühl von den Konzerten oder Probenterminen nach Hause kommen und es ginge ja mit dem Teufel zu, wenn sich das nicht therapeutisch nutzen ließe! Dabei spielt natürlich eine Rolle, dass man an die Musik anknüpfen kann und der Therapeut die Schwingungen des Patienten aufnimmt und ihm hilft, sich in der Musik zu entwickeln.


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Was müssen wir zu den „Echten Ärzten“ unbedingt wissen?

Lempert: Uns ist wichtig, dass wir miteinander spielen, weil wir Freunde sind. Dass wir Spielfreude haben und dass die auf das Publikum überspringt. Und zum Glück sagen auch unsere Konzertbesucher, dass uns das gelingt. Wichtig ist uns auch, Geld für Benefizzwecke einzuspielen. Wir suchen uns jedes Jahr eine Organisation aus, die dann auch vor Ort ist und sich vorstellt, und so haben wir in den letzten Jahren schon über 60 000 Euro eingespielt, was ein sehr gutes Gefühl ist.


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