Z Orthop Unfall 2020; 158(01): 51-57
DOI: 10.1055/a-0862-0987
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Häufigkeit sekundärer Dislokationen von initial nicht dislozierten und minimal dislozierten Condylus-radialis-Frakturen bei Kindern – Kontrolle eines Therapiealgorithmus

Article in several languages: English | deutsch
Simeon Janzen
1   Zentrum für Endoprothetik, Fußchirurgie, Kinder- und Allgemeine Orthopädie, Roland-Klinik am Werdersee, Bremen
2   Orthopädische Klinik, Klinikum Stuttgart, Olgahospital
,
Thekla von Kalle
3   Radiologisches Institut, Klinikum Stuttgart, Olgahospital
,
Thomas Wirth
2   Orthopädische Klinik, Klinikum Stuttgart, Olgahospital
,
Francisco Fernandez Fernandez
2   Orthopädische Klinik, Klinikum Stuttgart, Olgahospital
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Publication Date:
22 May 2019 (online)

Zusammenfassung

Studienziel Die Therapie nicht dislozierter Condylus-radialis-humeri-Frakturen ist eine konservative Therapie. Problematisch ist jedoch, dass nativradiologisch nicht zwischen einer stabilen und instabilen nicht dislozierten Fraktur zu unterscheiden ist. Ein pragmatischer Ansatz ist es, den Ellenbogen 5 Tage nach Unfall erneut gipsfrei zu röntgen und zwingend mit den Unfallbildern zu vergleichen. Kommt es zentral zu einer Zunahme der Dislokation, dann besteht der Hinweis für eine instabile Fraktur. Die Dislokation kann auch durch eine Translationsbewegung angezeigt werden, die im Randbereich am besten zu beobachten ist. Das Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit sekundärer Dislokationen von primär nicht dislozierten und minimal dislozierten Condylus-radialis-Frakturen im Kindesalter im Zeitraum 2010 bis 2015 retrospektiv zu bestimmen.

Methoden Es erfolgte eine retrospektive, nicht randomisierte Analyse von 75 Kindern mit primär nicht dislozierten und minimal dislozierten Condylus-radialis-Frakturen im Zeitraum 2010 bis 2015. Die Strategie zur Abklärung einer stabilen und einer instabilen Condylus-radialis-Fraktur erfolgte mittels einer gipsfreien Röntgenkontrolle nach 5 Tagen. Weitere Röntgenkontrollen wurden nach 14 Tagen, 4 Wochen und nach 10 – 12 Wochen bei operierten Kindern durchgeführt.

Ergebnisse Sieben primär nicht dislozierte und minimal dislozierte Frakturen (9,3%) zeigten eine sekundäre Dislokation bei der gipsfreien Röntgenkontrolle nach 5 Tagen. Bei der Kontrolle 14 Tage nach Fraktur zeigte sich keine weitere sekundäre Dislokation. Die Immobilisation erfolgte im Oberarmgips für die Dauer von 4 Wochen.

Schlussfolgerung 90% aller nicht dislozierten Condylus-radialis-Frakturen können konservativ behandelt werden. Es gilt, sicher und effektiv herauszufinden, welche etwa 10% der Kinder eine sekundäre Dislokation erleben werden. Es hat sich gezeigt, dass die Strategie zur Abklärung einer stabilen und einer instabilen Condylus-radialis-Fraktur mittels einer gipsfreien Röntgenkontrolle nach 5 Tagen effektiv und kostensparend sein kann. Mit einer hohen Sicherheit können im Rahmen der Röntgenkontrolle nach 5 Tagen die instabilen Condylus-radialis-Frakturen festgestellt werden. Zeigt sich in der Röntgenkontrolle nach 5 Tagen ein unsicherer Befund hinsichtlich der Dislokation, so ist es ratsam die Fraktur in der 2. Röntgenkontrolle nach 14 Tagen nochmals zu überprüfen.