Gastroenterologie up2date 2019; 15(04): 375-393
DOI: 10.1055/a-0862-8207
Darm/Anorektum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zöliakie und Weizensensitivität im Wandel – ein Update

Sina Hübener
,
Carolin Friederike Manthey
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Publication Date:
02 December 2019 (online)

Die Zöliakie ist eine Erkrankung im Wandel – das betrifft sowohl die Präsentation der Erkrankung als auch ihre Therapie. Dieser Beitrag gibt daher ein Update zur Diagnose und zum Stand der Entwicklung neuer Therapien.

Kernaussagen
  • Als weitere Ursachen einer Weizensensitivität lassen sich von der klassischen Zöliakie eine Weizenallergie und eine Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität abgrenzen, deren gängige Therapie die glutenfreie Diät darstellt.

  • Die Popularität der glutenfreien Diät hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei ärztlicher Empfehlung sollten mehrere Einflussfaktoren bedacht werden, wie mögliche Nährstoffdefizite, Mangel an Spurenelementen und Vitaminen, Kosten und soziale Gesichtspunkte.

  • Die nicht klassischen und extraintestinalen Symptome einer Zöliakie nehmen in den letzten Jahren deutlich zu. Mehr als die Hälfte der diagnostizierten Fälle sind oligosymptomatisch oder haben atypische Erscheinungsbilder: z. B. Mangelerscheinungen und deren Folgen, wie Anämie, Vitaminmangel, Osteoporose, Störungen des muskuloskelettalen und neuralen Systems, Endokrinopathien oder Hauterscheinungen.

  • Die Diagnose der Zöliakie kann gestellt werden, wenn eine positive Serologie und eine positive Histologie (Marsh 2 bis Marsh 3c) vorliegen und sich eine serologische Besserung unter glutenfreier Diät zeigt. Die Diagnostik sollte zwingend unter glutenhaltiger Diät erfolgen, ggf. ist eine Glutenbelastung zu erwägen.

  • Erkenntnisse zur Pathogenese der Zöliakie haben zur aktuellen Entwicklung von Therapiealternativen bei der Zöliakie beigetragen. Einige von ihnen haben bereits die präklinische Studienphase abgeschlossen und werden in Phase-I- bis -III-Studien untersucht.

  • Die Strategien von nicht diätetischen Therapieansätzen sind eine Veränderung bzw. der Abbau von Gluten, die Stärkung der Epithelbarriere und verschiedene immunologische Ansätze. Sie sollen die zytotoxische T-Zell-Antwort abschwächen oder verhindern.