Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(01): 31-37
DOI: 10.1055/a-0868-2513
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die stufenweise Versorgung von sehr kleinen Frühgeborenen in Deutschland und international

The Stepwise Care of Very Low Birth Weight Infants in Germany and Internationally
Julia Kreuzhof
1   Kompetenz-Centrum Qualitätssicherung / Qualitätsmanagement, MDK Baden-Württemberg, Stuttgart
,
Rolf Maier
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinikum Marburg, Marburg
,
Klaus Döbler
1   Kompetenz-Centrum Qualitätssicherung / Qualitätsmanagement, MDK Baden-Württemberg, Stuttgart
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Publikationsverlauf

eingereicht 07. Januar 2019

akzeptiert 25. Februar 2019

Publikationsdatum:
17. April 2019 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Versorgung von Neugeborenen ist in Deutschland in der „Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh- und Reifgeborene (QFR-RL)“ des Gemeinsamen Bundesausschusses geregelt. Die Zuordnung zu den vier Versorgungsstufen (Level) mit Level 1 als höchster Stufe erfolgt in Abhängigkeit von Schwangerschaftsrisiken, maternalen und fetalen Erkrankungen, Geburtsgewicht und Gestationsalter. Die deutschen Vorgaben zur Frühgeborenenversorgung werden mit internationalen Regularien verglichen und Gründe für international verwendete Geburtsgewichts- und Gestationsaltersgrenzen analysiert.

Methodik Leitlinien und gesetzliche Vorgaben wurden mittels Handsuche auf den Webseiten von Fachgesellschaften und Gesundheitsministerien in Europa, Nordamerika und Australien recherchiert.

Ergebnisse Außerhalb Deutschlands ist Level 1 die niedrigste von 2 bis 7 Versorgungsstufen. Ein Geburtsgewicht unter 1250 g oder unter 29+0 SSW bedingt in Deutschland die Behandlung im höchsten Versorgungslevel. International erfolgt die Zuteilung zur höchsten Versorgungsstufe zumeist bei den Gewichtsgrenzen 1250 g oder 1500 g. Häufig wird das Geburtsgewicht mit einem Gestationsalter verknüpft. Nur die American Academy of Pediatrics stützt die Abgrenzung von 1500 g und 32+0 SSW auf eine Meta-Analyse, in der eine signifikant geringere Mortalität nachgewiesen wurde, wenn diese Kinder in hochspezialisierten Kliniken geboren und behandelt wurden. Zwei Regularien nennen als Begründung Expertenmeinung.

Schlussfolgerungen Die Gewichts- und Gestationsaltersgrenzen bei der Frühgeborenenversorgung zeigen international ein inhomogenes Bild. Nur in einem Fall ist für die Festlegung eine wissenschaftliche Begründung ersichtlich.

Abstract

Objective In Germany the care of newborn infants is regulated by directives of the Federal Joint Committee. Assignment to the four levels of care, with level 1 being the highest level, is based on maternal risk factors, maternal and fetal diseases, birth weight and gestational age. This article compares birth weight and gestational age limits used in Germany with international regulations.

Methods A manual search of websites of medical societies and regulative bodies in Europe, Northern America and Australia for regulations and guidelines was performed.

Results Outside of Germany, level 1 is the lowest level of care. 2 to 7 levels are used. In Germany a birth weight<1250 g and a gestational age<29+0 weeks of gestation require treatment at the highest level. Internationally, the assignment to the highest level is most frequently defined by a birth weight of 1250 g or 1500 g. Birth weight is often associated with gestational age. The American Academy of Pediatrics refers to a meta-analysis in which the mortality was significantly lower if preterm infants with less than 1500 g and 32+0 weeks of gestation were born and treated in a highly specialized hospital.

Conclusions Birth weight and gestational age limits for the assignment of preterm infants to different levels of care are internationally inhomogeneous. Only one guideline provides a scientific justification for the assignment rules.

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