Intensivmedizin up2date 2020; 16(01): 23-38
DOI: 10.1055/a-0868-6829
Allgemeine Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der schwierige Atemweg auf der Intensivstation

Difficult Airway Management in the ICU
Timm Kandaouroff
,
Hans-Georg Bone
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Februar 2020 (online)

Zusammenfassung

Etwa 20% aller Atemwegssicherungen auf der Intensivstation werden als schwierig beschrieben. Die eingeschränkte physiologische Reserve des Intensivpatienten in der oft dringlichen Situation, die räumliche Enge und die Inhomogenität der ärztlichen Besetzung stellen wesentliche Unterschiede gegenüber der Atemwegssicherung im OP dar. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über diese Besonderheiten und skizziert eine mögliche Herangehensweise.

Abstract

Problems with airway management occur more frequently in the critical care setting than in the operating room. Early detection of a possibly difficult airway can be accomplished by performing few simple tests. When securing the airway, the first-pass success reduces complications. Ventilation via facemask and supraglottic airways, as well as endotracheal intubation via direct and indirect laryngoscopy are essential skills. Adequate neuromuscular block will help in intubation and ventilation. In case of “cannot-ventilate-cannot-oxygenate” situations, front-of-neck airway access should be used early. Capnography should be used for confirmation of endotracheal intubation and verifying the effectiveness of ventilation. After securing a difficult airway, precautions should be made for possible accidental extubation. The team caring for a patient with a difficult airway should be aware of the specific problems. Depth of tracheal tube insertion should be monitored once per shift along with cuff pressures. Regular suction can check for patency of the endotracheal tube. Team management skills can help improve the outcome, especially in difficult airways.

Kernaussagen
  • Die Atemwegssicherung auf der Intensivstation ist häufig mit Problemen verbunden. Die erfolgreiche Intubation im ersten Versuch senkt die Komplikationsrate.

  • Ein frühzeitiges Erkennen eines möglicherweise schwierigen Atemwegs ermöglicht eine auf den Intensivpatienten angepasste Planung der Atemwegssicherung.

  • Ein effektives Atemwegsmanagement erfordert ein gemeinsames Vorgehen im interdisziplinären Team. Frühzeitiges Rufen um weitere Hilfe ist dringend zu empfehlen.

  • Die Anwendung von Maskenbeatmung, direkter Laryngoskopie, Videolaryngoskopie, extraglottischem Atemweg und translaryngealem Zugang müssen beherrscht werden. Hierzu gehört neben der initialen Ausbildung auch ein regelmäßiges Üben.

  • Oberstes Ziel der Atemwegssicherung ist die Oxygenierung. In der Regel ist eine ausreichende neuromuskuläre Blockade unabdingbar.

  • Die chirurgische Sicherung des Atemwegs sollte frühzeitig zur Anwendung kommen.

  • Die Bestätigung der effektiven Beatmung bzw. der korrekten Lage des Endotrachealtubus erfolgt mittels Kapnografie. Die Fortsetzung dieses Monitorings erlaubt die frühzeitige Detektion einer Extubation.

  • Nach der Sicherung des schwierigen Atemwegs müssen alle Vorsichtsmaßnahmen für den Fall einer akzidentellen Extubation getroffen werden.

  • Auch die geplante Extubation kann im Verlauf eine Re-Intubation erfordern. Die bei der Atemwegssicherung aufgetretenen Probleme und deren Lösungen müssen bekannt sein.

  • Cuffdruck und Insertionstiefe von Endotrachealtuben sollten einmal pro Schicht geprüft werden. Durch regelmäßiges Absaugen werden die Durchgängigkeit sowie die bronchiale Sekretlast geprüft.