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DOI: 10.1055/a-0877-1730
Der Körper in der Psychotherapie
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
15. Juli 2019 (online)
Über Jahrhunderte gehörte der Körper fest in die Hand der naturwissenschaftlich-biotechnisch orientierten Mediziner, die im Laufe der Entwicklung ihrer Disziplinen bekanntermaßen eklatante Erfolge vorweisen konnten. Für die Beschäftigung mit der Interaktion von Psyche und Körper war lange kein Platz und so geriet dieses Feld mehr oder weniger in die Zuständigkeit von Philosophie und Theologie. Uns allen bekannt beschrieb Freud Zustände und Krankheiten, die sich zwar unmittelbar in körperlicher Weise manifestierten, aber scheinbar keinerlei organische Ursachen aufweisen. Hier schlug das Pendel der Deutungshoheit mitunter in die Gegenrichtung aus: Bei vielen Krankheiten wurde nun apodiktisch über deren psychische Genese und die „seelische Kur“ als Allheilmittel spekuliert. Die Psychotherapie wurde eher zu einer Geisteswissenschaft mit dem primären Interesse für „innerpsychische“ Prozesse, der symbolische Gehalt körperlicher Symptome wurde – wenn überhaupt – verbal bearbeitet. Signale des Körpers in der therapeutischen Interaktion wahrzunehmen war nicht gefragt. Thure von Uexküll formulierte es plakativ als unseligen Dualismus mit der parallelen Existenz „zweier Medizinen“. „Unsere Medizin ist gespalten in eine Medizin für kranke Körper ohne Seelen und eine Medizin für leidende Seelen ohne Körper“ [1].
- 1 Bertram W. Vom medizinischen Dualismus zur Integrierten Medizin. Ärztliche Psychotherapie 2014; 9: 157-161
- 2 Heinroth JCA. Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens oder der Seelenstörungen und ihrer Behandlung. Leipzig: Vogel; 1818