Zusammenfassung
Einleitung In der Palliative Care steht die Behandlung von belastenden Symptomen im Vordergrund. Im Falle einer ungenügenden Symptomkontrolle kann die Durchführung einer tiefen kontinuierlichen Sedierung bis zum Tod in Erwägung gezogen werden. Ziel dieser Maßnahme ist das Bewusstsein des Patienten in therapierefraktären Situationen zu reduzieren um so das Leiden mindern zu können.
Fragestellungen
1. Wie viele Patienten benötigten am Lebensende zur Symptomkontrolle eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod?
2. Bei welchen Erkrankungen wurde am häufigsten eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod benötigt?
3. Welche belastenden Symptome wurden angegangen?
4. Welche Medikation und Dosierung wurde angewendet?
5. Wie lange wurde eine Sedierung durchgeführt?
Methodik Retrospektive Studie mit Auswertung der Todesfälle auf der Palliativstation des Kantonsspitals Graubünden vom 01.01.2013 – 31.12.2016. Aus den Akten wurden die Diagnosen, Indikation sowie Dosierungen mit Dauer der tiefen kontinuierlichen Sedierung bis zum Tod und die Symptome, welche zur Indikation und Einleitung einer kontinuierlichen Sedierung bis zum Tod geführt haben, ausgewertet.
Resultate In diesem Zeitrahmen gab es insgesamt 560 Todesfälle. Eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod musste bei 59 Patienten (10,5 %) durchgeführt werden. Diese Maßnahme wurde häufiger bei Patienten mit einem Tumorleiden eingesetzt. Es zeigte sich, dass insbesondere Patienten mit einem Lungentumor (in 17,5 % der Fälle) eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod brauchten. Einen hohen Anteil von tiefen kontinuierlichen Sedierungen bis zum Tod gab es bei Patienten mit Tumoren im Hals-Nasen-Ohren-Bereich sowie bei nicht onkologischen Patienten mit einer amyotrophen Lateralsklerose. Die tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod konnte fast ausschließlich mit Midazolam durchgeführt werden, mit einer mittleren Dosis von 5,5 mg/h (SD 5,0 mg/h). Die Dauer der Sedierung betrug im Mittelwert 29,2 h (SD 41,0 h).
Diskussion Eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod wird bei refraktären Symptomen eingesetzt. Die hauptsächlichen Beschwerden sind Unruhe und Atemnot. Patienten mit Lungentumoren benötigen zur Symptomlinderung anteilsmäßig am häufigsten eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod. Diese wird in einem begrenzten Zeitraum von 26,6 h im Durchschnitt (SD 41,0 h) angewendet. Als Standardmedikament wird Midazolam eingesetzt, um das Ziel einer tiefen kontinuierlichen Sedierung bis zum Tod erreichen zu können.
Abstract
Introduction Continuous deep sedation is used in palliative care to treat distressing symptoms at the end of life when other treatments are unsuccessful. In case of insufficient symptom control the implementation of continuous deep sedation may be considered. The primary objective is to alleviate patients’ suffering. The practice of continuous deep sedation varies substantially.
Aim of the study
1. How often do patients require continuous deep sedation at the end of life?
2. In which diagnoses is continuous deep sedation implemented?
3. Which symptoms can be treated with continuous deep sedation?
4. Which medication and dosage was required?
5. For how long was sedation medication administered?
Methods A retrospective single-center study was carried out which analyzed the histories of patients who died on the palliative care unit in the Kantonsspital Graubunden in Chur (Switzerland) from 01.01.2013 to 31.12.2016. An analysis and evaluation of the diagnoses, medication including doses as well as the duration of continuous deep sedation and patients’ symptoms was performed.
Results Data from 560 patients that had died was available for analysis. In 59 patients (10,5 % of cases) continuous deep sedation needed to be carried out. Of this, the highest frequency of continuous deep sedation was in patients with a tumor and in particular in patients with a lung tumor (in 17.5 % of cases). A high proportion of continuous deep sedation was performed for patients with head and neck tumors as well as patients with motor neuron disease. Continuous deep sedation was almost exclusively implemented with midazolam, in a mean dose of 5.5 mg/h (SD 5.0 mg/h). The duration of the sedation was on average 26.6 h (SD 41.0 h).
Discussion Continuous deep sedation at the end of life is a treatment of patients with untreatable symptoms. The most common symptoms include agitation and dyspnea. Patients with lung tumors responded especially well to this form of treatment. Continuous deep sedation is usually applied for a limited period of 26.6 h (SD 41.0 h) on average. It was found that midazolam was required in order to achieve the goal of a good symptom control.
Schlüsselwörter tiefe kontinuierliche Sedierung - End-of-Life Care - Midazolam - Palliative Care
Keywords continuous deep sedation - end-of-life care - midazolam - palliative care