Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54(10): 630-634
DOI: 10.1055/a-0901-6613
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwere Schocksymptomatik infolge anaphylaktoider Reaktion auf Ticagrelor

Severe Shock Symptoms Due to Ticagrelor Related Anaphylactoid Reaction Following ST Elevation Myocardial Infarction
Gregor A. Schittek
,
Holger Simonis
,
Matthias Fischer
,
Jens Soukup
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 October 2019 (online)

Zusammenfassung

Die Kasuistik beschreibt den ersten dokumentierten Fall mit einer klinisch gesicherten schweren Anaphylaxie nach Ticagrelor bei einem 76-jährigen männlichen Patienten mit ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI).

Abstract

Background Ticagrelor as a P2Y12 receptor antagonist is recommended in patients with acute coronary syndrome without a primary cardiosurgical therapy. Severe relevant side effects, especially anaphylactic reactions, have not yet been described in the current literature.

Case presentation We describe the first documented case in the current literature with a severe anaphylaxis after ticagrelor in a 76-year-old male patient with ST-elevation myocardial infarction. The diagnosis seems to be objectivated by the observed time-related life-threatening event after repetitive administration of ticagrelor and the rapid stabilization after adequate anaphylactic treatment.

Conclusion This case should raise the awareness that a supposedly safe drug can still cause an anaphylactic shock.

Take Home Message

Dieser Fall sollte das Bewusstsein dafür wecken, dass ein vermeintlich sicheres Medikament auch einen anaphylaktischen Schock auslösen kann.

Kernaussagen

Ticagrelor als P2Y12-Rezeptor-Antagonist wird bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom ohne primäre kardiochirurgische Therapie empfohlen. Schwerwiegende relevante Nebenwirkungen, insbesondere anaphylaktische Reaktionen, wurden in der aktuellen Literatur noch nicht beschrieben.

  • Falldarstellung: Wir beschreiben den ersten dokumentierten Fall in der aktuellen Literatur mit einer klinisch gesicherten schweren Anaphylaxie nach Ticagrelor bei einem 76-jährigen männlichen Patienten mit ST-Hebungs-Myokardinfarkt. Die Diagnose scheint durch das beobachtete zeitbedingte lebensbedrohliche Ereignis nach wiederholter Gabe von Ticagrelor und die rasche Stabilisierung nach adäquater anaphylaktischer Behandlung objektiviert zu sein.

  • Schlussfolgerungen:

    • Auch ein vermeintlich sicheres Medikament kann einen anaphylaktischen Schock auslösen.

    • Eine Anaphylaxie kann ohne bronchospastische Zeichen oder Exanthem/Urtikaria stattfinden.

    • Der Tryptasetest kann bei positivem Ergebnis als Hinweis auf eine Anaphylaxie gewertet werden, ein negatives Ergebnis ist jedoch nicht aussagekräftig.

    • Zwischen den unterschiedlichen P2Y12-Plättchenaggregationshemmern kann es Kreuzreaktionen geben. Daher sollte eine allergiebedingte Umstellung eventuell unter Überwachung der Vitalparameter stattfinden.