Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(03): 108-111
DOI: 10.1055/a-0955-2985
Forschung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Niedergang eines Stars der „rationalen Phytotherapie“

Die wechselvolle Geschichte des Weißdorns in den letzten 40 Jahren
Bernhard Uehleke
Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 July 2019 (online)

Das Spektrum von arzneilichen Zubereitungen mit Weißdorn war in der 2. Hälfte des 20. Jhs. sehr breit und reichte von Arzneitees, Tinkturen (sog. Tonika) bis hin zum Frischpflanzenpresssaft aus den Beeren; es gab feste orale Formen mit Droge und Trockenextrakt bis hin zu injizierbaren Lösungen. Ferner gab es verschiedenste Kombinationen mit beispielsweise pflanzlichen oder sogar chemischen Sedativa. Das führende Monopräparat war zunächst ein alkoholischer Fluidextrakt unter dem Namen Crataegutt®, dem später unter demselben Namen auch Kapseln mit standardisiertem Trockenextrakt folgten. Dieses Arzneimittel stand immerhin bei den GKV-verordneten Präparaten über Jahrzehnte in der Mitte der Top 20! Dies entsprach dem Verordnungsverhalten der Hausärzte, bei älteren Menschen mit grenzwertiger Herzinsuffizienz dieses quasi nebenwirkungsfreie Präparat zu verordnen, bevor man dann bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz mit chemisch definierten Digitalis-Präparaten das Herz zu stärken suchte.