intensiv 2019; 27(04): 216
DOI: 10.1055/a-0961-1164
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Publikationsdatum:
08. Juli 2019 (online)

Thieme trauert um Herausgeberin von Thiemes Pflege

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(Quelle: Clemens Hess/Landespflegekammer Rheinland-Pfalz)

Am 23. Mai verstarb Prof. Dr. Dr. Edith Kellnhauser im Alter von 85 Jahren. Die mehrfach ausgezeichnete international tätige Krankenschwester, Pflegewissenschaftlerin und Thieme-Buchautorin setzte sich mit Herzblut für die Professionalisierung der Pflege in Deutschland ein.

Der Beginn einer besonderen Pflege-Karriere

Wer die beruflichen Stationen von Edith Kellnhauser Revue passieren lässt, versteht warum sie selbst den Titel „Eine außergewöhnliche Pflegekarriere“ für ihre Autobiografie wählte: 1954 schloss die 21-Jährige die damals noch zweijährige Ausbildung zur Krankenschwester in München ab. Denn erst mit Inkrafttreten des ersten bundesdeutschen Krankenpflegegesetzes von 1957 erhöhte sich die Ausbildungszeit in der Bundesrepublik Deutschland auf drei Jahre. Zu dieser Zeit lebte die in Wolkering bei Regensburg geborene Krankenschwester allerdings bereits in London.


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Als Pflegende international aktiv

Hier setzte sie ihre Ausbildung am West Middlesex Hospital fort und erhielt 1958 den Abschluss Registered Nurse, ihre Sprachkenntnisse vertiefte sie en passant. Schon ein Jahr später zog es sie in die USA, in denen sie nahezu ein Vierteljahrhundert arbeitete und lebte. Zunächst siedelte sie jedoch kurz nach ihrem Umzug für vier Jahre nach Ägypten um, lernte Arabisch und sammelte weitere internationale Berufserfahrung als Intensivkrankenschwester im Universitätsklinikum Alexandria.


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Von der Teilzeitpflegenden zur Pflegeexpertin

Danach ging es zurück in die USA, wo sie unter anderem im Cedars Medical Center in Miami, anfangs noch in Teilzeit, arbeitete. In ihrer Biografie schrieb sie eindrücklich, wie sehr es sie erstaunte, dass es dort bereits im Jahr 1966 Intensivbetten auf Rädern gab. Sie hätte sich in Ägypten nur einen Bruchteil der technischen Ausstattung gewünscht. Edith Kellnhauser arbeitete noch viele Jahre in den USA, erst als Krankenschwester, dann als Stationsschwester und schließlich auch als stellvertretende Pflegedirektorin. Ende der Achtziger- und Anfang der Neunzigerjahre studierte sie Philosophie und Jahre später Erziehungswissenschaften an der Florida International University.


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Wegbereiterin für die Selbstverwaltung

1986 kehrte die erfahrene Pflegeexpertin nach Deutschland zurück und arbeitete bis 1992 im Deutschen Krankenhausinstitut in Düsseldorf. Die Katholische Hochschule Mainz berief sie 1992 als Gründungsdekanin für den Fachbereich „Pflege“, 1993 promovierte sie an der Universität Osnabrück zum Thema Professionalisierung und Pflegekammer. In dieser bahnbrechenden Untersuchung analysierte Edith Kellnhauser mit einem internationalen Vergleich, ob sich die berufliche Selbstverwaltung auch in Deutschland realisieren ließe. 2016 wurde die Vision in Rheinland-Pfalz Wirklichkeit. Sehr engagiert wirkte sie an der Entstehung der ersten Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz mit, als Mitglied der Vertreterversammlung und darüber hinaus. In einem Interview, das 2016 in der Fachzeitschrift intensiv (Thieme Gruppe) erschien, sagte die damals 82-jährige Wegbereiterin der Pflegekammer, dass sie „weiterhin Kontakt mit studierenden Kolleginnen und Kollegen halten und sie speziell bei ihrer Bearbeitung des Themas Pflegekammer unterstützen“ möchte.


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Herausgeberin des Pflege-Standardwerks

Edith Kellnhauser war auch als Publizistin und Autorin für pflegefachliche Themen bis zuletzt sehr gefragt. Im Georg Thieme Verlag war sie über mehrere Auflagen hinweg Mitherausgeberin und Autorin des Pflege-Standardwerks „Thiemes Pflege“, das von Schwester Liliane Juchli begründet wurde und mittlerweile in der 13. Auflage vorliegt. Für ihr außerordentliches Wirken zur Pflege erhielt Edith Kellnhauser zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande im Jahre 2017, 2019 ehrte sie der Deutsche Pflegerat mit dem Deutschen Pflegepreis.


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