Kinder- und Jugendmedizin 2019; 19(04): 229
DOI: 10.1055/a-0961-3609
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kinder- und Jugendmedizin

Hauterkrankungen im Kindes- und Jugendalter
Michael Sticherling Prof. Dr. med.
1   Gastschriftleiter
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Publication Date:
16 August 2019 (online)

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Die Haut des Kindes unterliegt noch mehr als die Erwachsener Reifungs- und Umstellungsprozessen, die überraschend selten zu Erkrankungen führen, die dann aber häufig einer speziellen Expertise für Diagnostik und Therapie bedürfen. In der Vergangenheit haben wir bereits mehrere Schwerpunkthefte zur pädiatrischen Dermatologie erstellt, die in Deutschland im Gegensatz zu den Mittelmeeranrainern und Südamerika eher nicht als eigenständige Spezialität besteht, aber doch durch sehr aktive klinisch-wissenschaftliche Gesellschaften vertreten wird.

Die Präsidentin der European Society for Pediatric Dermatology (ESPD), Frau Professor Fölster-Holst, hat im vorliegenden Heft einen Beitrag zur Skabies in der Kindheit erstellt, einer Erkrankung, die immer wieder wellenweise auftritt und in Horten, Kindergärten und Schulen Probleme macht. Moderne Therapeutika sind deutlich besser verträglich, trotzdem ist eine effektive Therapie immer noch schwierig. Ein weiterer Beitrag beschäftigt sich mit der (neben dem Sonnenbrand) wohl häufigsten Hauterkrankung des Menschen, der Akne und ihren verschiedenen klinischen Manifestationen sowie deren Therapiemöglichkeiten. Während mehr als 90 % aller Pubertierenden mehr oder weniger ausgeprägte Veränderungen haben, sind nur 20–30 % tatsächlich behandlungsbedürftig. Nach der Akne gehören sicherlich die Infektionen zu den häufigsten Hauterkrankungen in Kindheit und Jugend mit Manifestationen, die sich im Erwachsenenalter nicht mehr oder unter anderen klinischen Bildern zeigen. Hier sind während Reisen erworbene Hautinfektionen bei Kindern besonders bedeutsam. Zusätzliche Bedeutung erhält die Erkrankungsgruppe durch die aktuelle Zuwanderung von Menschen aus subtropischen und tropischen Ländern. Und schließlich besprechen wir eine Gruppe von seltenen, aber für die Betroffenen und deren Eltern hoch-relevanten Erkrankungen, die angeborenen Ichthyosen. Die mildeste und häufigste Form, die Ichthyosis vulgaris, wiederum schließt den Kreis zu Allergien und Typ-1-Sensibilisierungen, die für die Neurodermitis gerade im frühen Kindesalter bedeutsam sind. Die gestörte Hautbarriere und damit Permeabilität für eigentlich harmlose Proteine, die zu relevanten Allergenen werden, stellt hier einen wichtigen Prädispositionsfaktor dar. Allergologische Fragestellungen stellen in der Kindheit besondere Herausforderungen, sei es bei Art und Umfang deren Diagnostik, der Rücksichtnahme auf Einsicht und Zusammenarbeit mit den kleinen Patienten, aber auch der therapeutischen Konsequenzen.

Aktuell erhalten wir in schneller Folge und großer Zahl Daten zu vielversprechenden neuen Ansätzen zum Umgang mit der Neurodermitis und Psoriasis, mit neuen topischen und systemischen Wirkstoffen in kontrollierten klinischen Studien, aber auch einer geänderten Wahrnehmung und Wertung der Erkrankungen. Diese gerade exponentiellen Entwicklungen werden möglicherweise ein wichtiges Thema im nächsten Schwerpunktheft zum Thema Dermatologie der Zeitschrift Kinder- und Jugendmedizin sein.

Ich wünsche Ihnen jedoch zunächst viel Spaß und Erkenntnisgewinn beim Lesen der verschiedenen aktuellen Beiträge.