Informationen aus Orthodontie & Kieferorthopädie 2020; 52(01): 8-11
DOI: 10.1055/a-0966-5708
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Lückenöffnung mittels „Locatelli-Mechanik“

Alexander Pauls
1   Kieferorthopädische Fachpraxis, Baden-Baden, Deutschland
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Publication Date:
25 March 2020 (online)

Die kieferorthopädische Lückenöffnung aufgrund von Platzmangel durch Aufwanderung der Molaren oder Diskrepanzen von Zahn- und Kiefergrößen stellt seit jeher ein bedeutendes kieferorthopädisches Problem dar. Diverse Mechaniken zur Lückenöffnung und Distalisierung von Molaren wurden in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt. Jede dieser Mechaniken bietet Vor- und Nachteile und ist daher für unterschiedliche Indikationen mehr oder weniger geeignet [1].

Im Jahr 1992 stellten Locatelli et al. in einem Fallbericht das sogenannte „Loca-System“ zur Lückenöffnung vor [2], welches aus einem im Engstandsgebiet mit Stopps versehenen Neo Sentalloy-Kantbogen bestand ([Abb. 1]). Um die nach mesial gerichteten Kräfte zu reduzieren und die Verankerung zu verbessern, wurden Klasse-II-Elastics verwendet [2] [3]. Es existieren bislang lediglich Fallberichte [2] [3] [4].

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Abb. 1 Schemazeichnung „Loca-System“, Multibracket-Apparatur mit Vierkant-Niti-Bogen und Stopps auf dem Bogen mesial und distal der zu öffnenden Lücke.

Bereits seit einiger Zeit wird diese Mechanik analog auch in der Lingualtechnik entweder als „gestoppter Bogen“ oder als „Locatelli-Mechanik“ auf den vestibulären Zahnflächen zusätzlich zur lingualen Apparatur ([Abb. 2]) verwendet, wenn initial beim Bonding nicht ausreichend Platz besteht, um ein linguales Bracket zu platzieren oder um eine effektivere Lückenöffnung zu erzielen.

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Abb. 2 Kombination der „Locatelli-Mechanik“ bukkal mit vollständig individueller lingualer Apparatur (WIN, DW Lingual Systems, Bad Essen, Deutschland) und Druckfeder lingual.

Ein drittes Anwendungsgebiet, welches in diesem Artikel näher beschrieben wird, stellt die ausschließliche Applikation der „Locatelli-Mechanik“ ohne Multibracket-Apparatur dar. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn aufgrund des Zahnwechsels die Nutzung einer Multibracket-Apparatur verfrüht wäre und selektiv Platz zum Durchbruch bspw. eines Prämolaren geschaffen werden muss ([Abb. 3a–d]). Aufgrund der Biomechanik muss hier die Indikation eingehend geprüft werden. Da es sich um eine vollständig friktionslose Mechanik handelt, kann in geeigneten Fällen so schnell, effizient und kostengünstig Zähnen zum Durchbruch verholfen und die Multibracket-Therapie deutlich verkürzt werden – auch eine Kombination mit einem funktionskieferorthopädischen Gerät ist möglich.

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Abb. 3 Fallbeispiel, Patientin weiblich, 10 Jahre alt; palatinale Impaktion von Zahn 14, Frontmittenverschiebung nach rechts im Oberkiefer, Aufwanderung der Seitenzahnreihe rechts, Zahn 15 im mesialen Drehstand, Zahn 13 im distalen Drehstand; a Ansicht lateral rechts nach Applikation der „Locatelli-Mechanik“ bukkal an den Zähnen 13 und 15; b Ansicht lateral rechts nach gut 6 Monaten Behandlung; ausreichend Platz für Zahn 14; der Verankerungsverlust mesial war wegen der Frontmittenverschiebung gewünscht; Neutralokklusion im Molarenbereich; c Oberkiefer-Aufsicht von okklusal nach Applikation der „Locatelli-Mechanik“ bukkal an den Zähnen 13 und 15; d Oberkiefer-Aufsicht von okklusal nach gut 6 Monaten Behandlung; ausreichend Platz für Zahn 14; Zahn 14 hat sich spontan nach bukkal aufrichtet; der Verankerungsverlust mesial war wegen der Frontmittenverschiebung gewünscht.
 
  • Literatur

  • 1 Nienkemper M, Wilmes B, Pauls A, Yamaguchi S, Ludwig B, Drescher D. Treatment efficiency of mini-implant-borne distalization depending on age and second-molar eruption. J Orofac Orthop 2014; 75: 118-132
  • 2 Locatelli R, Bednar J, Dietz VS, Gianelly AA. Molar distalization with superelastic NiTi wire. J Clin Orthod 1992; 26: 277-279
  • 3 Scalia A, Perinetti G, Locatelli R, Contardo L. Correction of Bilateral Class II Malocclusion Using Heat-Activated Nickel Titanium Wires. J Clin Orthod 2016; 50: 41-47
  • 4 Göhring J, Eschrich M, Bantleon HP. Kieferorthopädische Lückenöffnung mit superelastischen NiTi-Schlaufen nach Locatelli. Inf Orthod Kieferorthop 2018; 50: 304-309