Zusammenfassung
Hintergrund Ein Großteil der stationär in unfallchirurgischen Kliniken behandelten Patienten ist über 70 Jahre alt und erheblich durch Begleiterkrankungen gefährdet. Häufig erleiden diese Patienten Stress und ein Delir. Das Delir kommt in der Unfallchirurgie in 15 – 30% bei diesen Patienten vor und birgt im Vollbild die Gefahr in bis zu 15 – 25% an den Folgen zu versterben. Ansprache, Zuwendung und Beschäftigung verringern hoch signifikant dieses Risiko.
Ziele Daher wurde ein neues Projekt auf Initiative des Zentrums für Alterstraumatologie und des Kreisseniorenrates zur Vermeidung von Delir und Angstzuständen bei alten stationären Patienten mit einem Besuchsdienst gestartet.
Methode Dabei kümmern sich versicherte Laienhelfer um eine tägliche Betreuung von ausgesuchten Patienten. Sie betreuen und beschäftigen einen Patienten ca. 1 Stunde pro Tag. Sie begleiten die Patienten im Haus und bei der Mobilisation, erklären, lesen vor, unterhalten sich oder hören nur zu und vermitteln somit Ruhe und geben Rückhalt und Zusprache. Die Begleiter sind freiwillige und von der Klinik vorher geschulte Personen, die regelmäßig an Teamsitzungen teilnehmen und von jedem Aufenthalt einen Berichtsbogen erstellen. Alle Patienten und Angehörige sind von diesen Besuchen vorher unterrichtet und mit einem Begleitschreiben informiert. Wöchentlich gibt es strukturierte Besuchspläne.
Ergebnisse Nach einer Pilotphase in der Unfallchirurgie von 6 Monaten wurde das Projekt auf 14 Stationen in 4 Krankenhäuser ausgeweitet. 75 Begleiter wurden in einem 30-stündigen Curriculum geschult und mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Vom 1.7.17 bis 1.5.19 konnten 4031 Patienten begleitet werden. Keiner der Patienten erlitt ein Delir bis zur Entlassung. Die Patienten und Begleiter empfanden die Betreuung sehr gut und persönlich befriedigend. Die Bewertung der Ehrenamtlichen zum Erfolg ihrer Arbeit lag nach Schulnoten im Mittel bei 1,3. Auffällig war eine deutlich geringere Frequenz von Patientenrufen an das Pflegepersonal, das somit entlastet wurde. Für die Patientenbegleiter wurden Fahrtkosten und die Versicherung honoriert.
Schlussfolgerung In Zeiten von Fachkräftemangel ermöglicht die Patientenbegleitung durch Ehrenamtliche eine innovative Betreuung von delirgefährdeten Patienten. Allein durch Zuwendung von Begleitern konnte die Belastung des Pflegepersonals gesenkt werden.
Schlüsselwörter
Patientenbegleiter - Laienhelfer - Alterstraumatologie - Delir