Notaufnahme up2date 2020; 2(04): 363-377
DOI: 10.1055/a-0982-3620
Abdomen

Notfälle der Gallenblase und der galleableitenden Wege

Alexander Kleophas
,
Christian Gerges

In der Zentralen Notaufnahme trifft man häufig auf Leitsymptome, die Gallenblase und galleableitende Wege betreffen, z. B. Ikterus, Schmerzen und Fieber. Mit der richtigen Diagnostik führen diese Leitsymptome zu unterschiedlichen Diagnosen, u. a. Cholezystitis, Choledocholithiasis, symptomatische Cholezystolithiasis, Cholangitis. Eine interdisziplinäre Zentrale Notaufnahme vermag diese Krankheitsentitäten zu unterscheiden und die richtige Therapie einzuleiten.

Kernaussagen
  • Die Leitsymptome Schmerz, Ikterus, Fieber sind Indikatoren für akute Gallenblasen- oder Gallengangerkrankungen wie Cholezysto- oder -docholithiasis, Cholezystitis und Cholangitis.

  • Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung stellen Sonografie und Laborchemie die wichtigsten diagnostischen Instrumente in der Notaufnahme dar.

  • Sich den zeitlichen Verlauf in der Entstehung einer Cholestase vor Augen zu führen ist hilfreich, um die Genese Obstruktion von der Genese Cholelithiasis zu unterscheiden. Bei Unsicherheit bez. der Genese sollte in Abstimmung mit einem Gastroenterologen die weitere stationäre Diagnostik geplant werden.

  • Die Trias aus Gallenblasenwandverdickung, Druckschmerz im rechten Oberbauch und Fieber/erhöhten Infektparametern ist ein starker Hinweis für eine Cholezystitis.

  • Eine antibiotische Therapie sollte bei Cholangitis und komplizierter Cholezystitis bereits in der Notaufnahme eingeleitet werden. Möglich ist u. a. die Kombination eines Fluorchinolons mit Metronidazol oder Aminopenicillin plus Betalaktamseinhibitor.

  • Die Möglichkeit des gleichzeitigen Auftretens verschiedener, voneinander abhängiger Krankheiten wie Cholezystitis plus Choledocholithiasis muss in Betracht gezogen werden. Die Koordination der weiterbehandelnden Fachabteilungen sollte bei Diagnosestellung in der Notaufnahme erfolgen. Auch an das Vorliegen von Komplikationen wie biliäre Pankreatitis sollte gedacht werden.

  • Eine grobe Kenntnis von möglichen Vortherapien ist für die Notfallbehandlung von Gallengangerkrankungen erforderlich. Transkutane Drainagen sollten erkannt und dem Zielorgan zugeordnet werden können. Als Beispiel sei genannt, dass bei intrahepatischer Cholestase und Cholangitis aufgrund einer okkludierten transkutanen Drainage diese gespült und mit einem Ablaufbeutel versehen werden sollte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Oktober 2020

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