Frauenheilkunde up2date 2020; 14(02): 119-131
DOI: 10.1055/a-0988-0995
Gynäkologische Onkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neoadjuvante Chemotherapiekonzepte beim Zervixkarzinom

Tanja Fehm
,
Franca Martignoni
,
Daniel Gantert
,
Martin C Koch
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Publication Date:
27 March 2020 (online)

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Bei vielen soliden Tumoren wie dem Mammakarzinom ist das neoadjuvante Konzept vor Radiotherapie oder Operation mittlerweile etablierter Bestandteil des therapeutischen Gesamtkonzeptes. Vor diesem Hintergrund rückt die neoadjuvante Therapie auch für spezielle Situationen bei Patientinnen mit Zervixkarzinom immer weiter in den Mittelpunkt des Interesses.

Kernaussagen
  • Die neoadjuvante Therapie ist aufgrund der heterogenen Datenlage weiterhin kein Standardverfahren beim Zervixkarzinom und sollte unter Studienbedingungen angeboten werden.

  • Der Stellenwert der neoadjuvanten Therapie wird derzeit sowohl vor Radiochemotherapie (INTERLACE) als auch vor radikaler Hysterektomie (NACOPRAD) im Rahmen von Phase-III-Studien überprüft.

  • In der Regel kommen platinhaltige Kombinationstherapien zum Einsatz.

  • Wegen der besseren Wirksamkeit werden in neueren Studien häufig wöchentliche Regime bevorzugt – meist mit Carboplatin AUC2 und Paclitaxel 80 mg/m2.

  • Die neoadjuvante Chemotherapie verbessert die Operabilität, da die Inzidenz positiver Lymphknoten und einer parametranen Infiltration reduziert wird.

  • Durch eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten Patientinnen nach radikaler Hysterektomie signifikant seltener eine adjuvante Radiotherapie.

  • Die neoadjuvante Chemotherapie vor radikaler Hysterektomie könnte stadienabhängig eine Alternative zur notwendigen Radiochemotherapie ersetzen, wird aber derzeit noch unter Studienbedingungen evaluiert.

  • Die neoadjuvante Therapie kann in der Schwangerschaft zur Stabilisierung des Tumors bis zum Erreichen einer adäquaten kindlichen Reife eingesetzt werden.

  • Eine neoadjuvante Chemotherapie ermöglicht im Einzelfall ein fertilitätserhaltendes Vorgehen.