Zusammenfassung
Neugeborene sind mit einer Reihe natürlicher Anpassungsmechanismen ausgestattet, die sie trotz ihres (körpergrößenabhängig) hohen Energiebedarfs vor Mangelversorgung schützen. Hierzu gehört der aus einer bradykarden Kreislaufzentralisation mit begleitender Apnoe bestehende, von wasserlebenden Säugetieren bekannte Tauchreflex, der einen sparsamen Umgang mit den O2-Reserven gewährleistet und sich in einer nachlaufenden Laktateinschwemmung aus der Körperperipherie äußert. Metabolisch verhalten sich Säugetierfeten „wie ein Organ der Mutter“ und zeigen damit eine Winterschlaf-artige Abweichung von der üblichen Körpergröße-Energieumsatz-Beziehung, durch die sie an das limitierte intrauterine O2-/Substratangebot angepasst sind. Im Falle einer Mangelversorgung können sie ihren Energiebedarf weiter drosseln, indem sie auf Wachstum verzichten, wobei der Plazenta eine Gatekeeper-Funktion zukommt. Ein postnataler O2-Mangel hat nicht nur eine Suppression der zitterfreien Thermogenese, sondern auch einen hypoxischen Hypometabolismus zur Folge, wie er sonst nur von poikilothermen Tierarten bekannt ist. Nach prolongierter Apnoe setzen Schnappatemzüge ein, die durch kurze pO2-Anstiege eine rudimentäre Herzaktion aufrechterhalten (Selbstwiederbelebung). Insgesamt verzögern diese Mechanismen ein kritisches O2-Defizit und bedingen so eher eine „Resistenz“ als eine „Toleranz“ gegenüber einer Hypoxie. Da sie auf einer (aktiven) Drosselung des Energiebedarfs beruhen, sind sie nicht leicht von dem (passiven) Zusammenbruch des Stoffwechsels aufgrund einer Hypoxie zu unterscheiden.
Abstract
Newborns are equipped with a number of natural adaptation mechanisms preventing them from impaired energy supply, despite their elevated (size-related) metabolic rate. These include the diving response known from aquatic mammals, which – being composed of apnea, bradycardia, and vasoconstriction – ensures an economical use of O2 reserves and results in a subsequent influx of lactate out of peripheral tissues. From a metabolic point of view, mammalian fetuses behave “like an organ of the mother” and thus exhibit a hibernation-like deviation from the overall metabolic size relationship that adapts them to the limited intrauterine O2/substrate availability. In case of lacking supply, they can reduce their energy demands even further by foregoing growth, with the placenta acting as a gatekeeper. Postnatal hypoxia does not only result in the suppression of non-shivering thermogenesis, but also in a hypoxic hypometabolism that otherwise has only been known from poikilothermic animals. After prolonged apnea, gasps do occur that maintain a rudimentary heart action through short elevations in pO2 (autoresuscitation). Overall, these mechanisms postpone a critical O2 deficit and thereby provide a “resistance” rather than a “tolerance” to hypoxia. As they are based on an (active) reduction in energy demand, they are not easy to distinguish from the (passive) breakdown of metabolism resulting from hypoxia.
Schlüsselwörter
Neugeborene - Hypoxie - Anpassung - Tauchreflex - Winterschlaf - Hypometabolismus
Key words
newborns - hypoxia - adaptation - diving response - hibernation - hypometabolism