Zusammenfassung
Ziel der Studie Empirische Daten zu schulischen Verlaufswegen nach einem
Schädel-Hirn-Trauma (SHT) sind rar und veraltet. Es ist wenig
über den Erfolg der Umsetzung initialer Empfehlungen und die weitere
Schullaufbahn nach einem SHT bekannt. In dieser Studie werden
Schulverlaufsbahnen nach einem mittelschweren bis schweren SHT untersucht.
Insbesondere soll, ausgehend von den Schulempfehlungen zum Ende der
stationären Rehabilitation, die Linearität oder
Nichtlinearität von Verläufen und der langfristige Erfolg im
Bildungssystem nachvollzogen werden.
Methodik Die Stichprobe umfasst 49 Schüler. Es wurden klinische
Daten aus einer Rehabilitationsklinik sowie die in den Akten enthaltenen
Schulempfehlungen zum Ende der stationären Rehabilitation analysiert.
Zudem wurden Standardisierte Fragebögen zur Evaluation 2–9 Jahre
nach schulischer Wiedereingliederung ausgewertet. Die Auswertung wurde mittels
deskriptiver Statistik mittels Stata 15.1 vorgenommen.
Ergebnisse 59,2% der Befragten kehrten unmittelbar nach
Entlassung zurück in ihre alte Klasse. 24,5% wechselten initial
die Bildungseinrichtung. Bei mehr als 50% der Betroffenen ergab sich
durch Wechsel und Brüche in Folge des SHT eine Nichtlinearität
in der Schullaufbahn.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse werden im Hinblick auf
Diskontinuitäten im Schulverlauf diskutiert. Die Studie
bestätigt ein hohes Ausmaß von Brüchen und
Nichtlinearität im Schulverlauf nach einem mittelschweren bis schweren
SHT. Empfehlungen der Rehaklinik erscheinen hilfreich, sie sind aber kein Garant
für eine hindernisfreie Rückschulung. Eine professionelle
Begleitung im Prozess der schulischen Re-Habilitation wird empfohlen. Die Studie
belegt den Bedarf einer professionellen, standardisierten, systemisch
orientierten und individualisierten Nachsorge im jeweiligen Schulkontext.
Weitere empirische Studien zum schulischen Reintegrationsprozess nach einem SHT
werden benötigt, um unter anderem die Faktoren zu identifizieren, welche
das Risiko von Brüchen im Schulverlauf erhöhen, die Passung im
Schulverlauf verhindern oder zu einer gelungenen Passung im Schulverlauf
beitragen. Ergänzend wäre es sinnvoll, Zusammenhänge
zwischen Versicherungsträger, Umfang und Art der Unterstützung
nach der stationären Rehabilitation sowie Schulverlauf zu
analysieren.
Abstract
Purpose Empirical data on educational pathways after a traumatic brain
injury (TBI) are rare and obsolete. Less is known about the success of executed
initial recommendations and the following school career. This study examines the
course of school career after a moderate to severe TBI. In particular, based on
the school recommendations at the end of inpatient rehabilitation, the linearity
or nonlinearity of the processes and the long-term success in the educational
system should be understood.
Methods The sample included 49 students. We analysed descriptive clinical
data, school-related recommendations and standardised questionnaires for
evaluating scholastic reintegration. 2–9 years later a standardized
questionnaire was used to evaluate the outcome and success of the course in the
school system. The analysis is based on descriptive statistics due to Stata
15.1.
Results 59,2% of the respondents returned in their former school
class immediately after hospital discharge. 24,5% initially changed the
educational institution. All in all, there were changes and ruptures in more
than a half of the cases as aftereffect of the TBI.
Conclusion The results of the study are discussed regarding the
discontinuities in school careers. The study confirms a high level of breaks and
nonlinearity in the scholastic pathway after a moderate to severe TBI.
Recommendations of the rehabilitation clinic appear helpful, but they are no
guarantee for an obstacle-free re-education. Professional guidance in the
process of school re-habilitation is recommended. The results of the study
verify the requirement of a professional, systemic and individualized follow-up
care in each particular school context. More empirical research about courses of
TBI in the school system is needed to identify the aspects, which increase the
risks of disruptions or prevents the fitting in the school career and to
identify the aspects which support the success of fitting for the individual
student.
Schlüsselwörter
Schädel-Hirn-Trauma - Transitionsprozess - schulische Rehabilitation - Schulverlauf - Langzeitfolgen
Key words
Traumatic brain injury - transition process - scholastic rehabilitation - educational pathways - long term effects