manuelletherapie 2019; 23(05): 202-203
DOI: 10.1055/a-1033-0655
Forum

Antwort zum Leserbrief von S. Klittmann und O. Endreß

Dick Egmond
,
Sebastian Orphal
,
Anne Brouwer

Lieber Herr Klittmann, lieber Herr Endreß, vielen Dank für Ihren konstruktiven Leserbrief, in dem wir bei Ihnen auch das starke Bedürfnis nach Konsens bei der Behandlung von Patienten mit Schulterschmerzen erkennen. Als Vorstand und Mitglieder des Vereins Schulternetzwerk e. V. (SND) und als Beobachter von Aktivitäten von Physiotherapeuten in unseren Nachbarländern spüren wir dieses Bedürfnis ebenso. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir in Deutschland – auf Grundlage der aktuellen externen und klinischen Evidenz – einen breiten Konsens finden.

Wir schlagen vor, das „SND-Protokoll bei unspezifischen und mild-spezifischen Schulterschmerzen“ (www.schulternetzwerk.de/ptbeischulterschmerzen) als Diskursgrundlage zu dieser Konsensfindung zu verwenden. Diese Konsensfindung können die beteiligten Gruppen einerseits in dieser Zeitschrift publizieren, andererseits unterstütze ich Ihre Idee eines Individualvertrags.

Die Konsensfindung sollte sich über die Themen Indikationsstellung (medizinisches Screening), Diagnostik, Therapie, Klinimetrie und Dokumentation erstrecken. Sowohl eine gemeinsame Sprache durch klare Begriffsdefinitionen als auch eine individuelle Technikwahl sollten hierbei realisiert werden. In dieser Konsensfindung werden die vielen Fragen beantwortet, die Sie in Ihrem Brief gestellt haben.

Der Ausschluss zervikaler und neurologischer Ursachen findet vor allem durch das Erkennen entsprechender Muster statt. Bei Verdacht wird mit den entsprechenden Untersuchungsmitteln, wie z. B. Traktionsversuch, Sharp Purser Test und ULTT, versucht, eine zervikale Quelle von Nozisensorik auszuschließen. Eine neurologische Auffälligkeit geht oft mit einer Skapuladyskinesie einher, die bei der dynamischen Inspektion auffällig wird.

Wenn die dynamische Inspektion aus Gründen einer Kinesiophobie, starken Schmerzen oder einer erhöhten Gewebereaktivität nicht möglich ist, wird dies mit Konsequenz für Diagnostik und Behandlung entsprechend festgehalten. Gleichzeitig erfolgt eine Einschätzung, inwiefern eine zentrale Sensibilisierung eine Rolle spielt. Hier kann z. B. der Central Sensitisation Inventory (CSI) unterstützend sein.

Über die im SND-Protokoll empfohlenen glenohumeralen und akromioklavikularen Manipulationen ist uns interne Evidenz bekannt. Eine erste Studie aus den Niederlanden und Belgien hat die Effekte von in Schulternetzwerken organisierten Physiotherapeuten mit Kollegen verglichen, die nicht standardisiert arbeiteten [1], [2]. Die Studie führt als Teil des physiotherapeutischen Protokolls der organisierten Therapeuten auch „mobilisations“ auf.

Um diese und andere Fragen so gut wie möglich beantworten zu können, schlagen wir vor, dass sich unter der Schirmherrschaft des Schulternetzwerkes Deutschland e. V. konsentierte Physiotherapeuten zusammenfinden. Eine breite Vertretung der unterschiedlichen Gruppen aus der deutschen Physio- und Manualtherapie ist erwünscht. Diese Gruppe beteiligt sich in einem weiteren Schritt an einem Forschungsprojekt, welches eine Analogie zu PAIN2020 aufweisen kann. Hier ist eine einheitliche, patientenzentrierte Dokumentation wünschenswert.

Wir gehen davon aus, dass das Ergebnis eines solchen Forschungsprojektes positiv ausgewertet werden kann. Wünschenswert wäre dann, dass diese Vorgehensweise als Grundlage zur Gestaltung einer professionellen physiotherapeutischen Regelversorgung im muskuloskelettalen Bereich beitragen könnte.

Liebe Grüße!



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Dezember 2019

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York