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DOI: 10.1055/a-1062-1059
Editorial
EditorialLiebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die aktuelle Ausgabe „Der Nuklearmediziner“ befasst sich mit der Nuklearkardiologie. Diese Subspezialität der Nuklearmedizin unterliegt einem ausgeprägten Wandel. Während über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Myokardperfusionsszintigraphie auf konventionellen SPECT-Geräten das uneingeschränkt bestimmende Thema waren, hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, der auch weiter anhalten wird. Seit dem Aufkommen der sogenannten schnellen, dedizierten Herzkameras, haben sich nicht nur die Untersuchungsprotokolle geändert, da eine deutlich kürzere Untersuchungsdauer bzw. eine verminderte Strahlenexposition möglich sind, es haben sich auch neue vielversprechende Untersuchungsmöglichkeiten ergeben. So lässt sich aufgrund der Fortschritte in der Detektortechnologie bei diesen neuen Kameras der myokardiale Blutfluss bestimmen und sog. „Dual Isotope“-Protokolle sind möglich. Entsprechend werden diese Themen in der aktuellen Ausgabe diskutiert.
Des Weiteren wird sich voraussichtlich unser zu untersuchendes Patientenkollektiv künftig wandeln. So hat sich bei den kürzlich veröffentlichen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zur „Diagnose und Management des chronischen Koronarsyndroms“ (früher als stabile KHK bezeichnet) gezeigt, dass sich die Vortestwahrscheinlichkeit für chronisches Koronarsyndrom deutlich reduziert hat. Patienten, die aufgrund einer bisher hohen Vortestwahrscheinlichkeit direkt auf dem Kathetertisch gelandet wären, werden jetzt nur noch mit einer mittleren Vortestwahrscheinlichkeit eingestuft und sollten ebenfalls vor einer Herzkatheteruntersuchung mittels Ischämietest abgeklärt werden. Zudem werden die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse des ISCHEMIA-Trials einen erheblichen Einfluss auf unsere tägliche Praxis haben. In dieser Studie wurde gezeigt, dass Patienten ohne Hauptstammstenose jedoch mit moderater bis schwerer Ischämie keinen Überlebensvorteil bzw. keinen Vorteil hinsichtlich des Auftretens schwerwiegender unerwünschter kardialer Ereignisse haben, wenn sie zusätzlich zur optimalen medikamentösen Therapie eine Revaskularisierung mittels Stenting bzw. Bypass-OP erhalten. Es bleibt spannend wie sich diese Erkenntnisse auf unser Vorgehen in der täglichen Routine auswirken werden.
Auch ist eine Zunahme an Untersuchungen zur Detektion von Infektionen bzw. Inflammation am Herzen wahrzunehmen. Aufgrund des vermehrten Einsatzes von verschiedenen kardialen Implantaten (wie z. B. Herzklappenersätze, Schrittmacher, Defibrillatoren sowie deren Sonden) und aufgrund eines zunehmenden Bewusstseins für die Bedeutung kardialer Inflammation (z. B. bei der Sarkoidose) kommt es zu dieser Steigerung der Untersuchungszahlen. Der Nuklearkardiologe ist hier integraler Bestandteil eines Teams, das sich um ein wachsendes Patientenkollektiv mit hoher Mortalität kümmern muss. Entsprechend ist eine profunde Kenntnis der Durchführung und Interpretation dieser Untersuchungen von großer Bedeutung.
Eine weitere Herzerkrankung, deren Inzidenz und Bedrohlichkeit bisher deutlich unterschätzt wurde, ist die kardiale Amyloidose. Mit der Skelettszintigraphie haben wir ein ausgezeichnetes Werkzeug zur Verfügung, um Patienten mit einer Transthyretin-Amyloidose ggfs. die Risiken und Unannehmlichkeiten einer Endomyokardbiopsie zu ersparen. Des Weiteren ist eine schnelle Diagnose dieser Erkrankung von hoher Bedeutung, da nun wirksame Medikamente zur Verfügung stehen. Um der Bedeutung dieser Erkrankung gerecht zu werden, widmet sich unser CME-Artikel diesem Thema.
Zuletzt wurde noch ein Artikel verfasst, in dem diese und künftige Entwicklungen der Nuklearkardiologie, wie z. B. auch das Feld der künstlichen Intelligenz, zusammengefasst und in den Kontext unserer Tätigkeit als Nuklearkardiologen gesetzt wird.
Zusammenfassend haben wir versucht ein möglichst breites Spektrum der Nuklearkardiologie abzudecken und hoffen damit nicht nur nuklearkardiologisch begeisterte Kollegen mit der aktuellen Ausgabe viel Freude bereiten zu können.
Publication History
Article published online:
28 February 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York