Notfallmedizin up2date 2020; 15(03): 253-265
DOI: 10.1055/a-1063-6100
Allgemeine und organisatorische Aspekte

Aktuelle Forschungsergebnisse für die notfallmedizinische Praxis

Jürgen Knapp
,
Stephan Seewald
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Tausende Artikel werden jedes Jahr in nationalen und internationalen notfallmedizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Arbeiten in den Bereichen Herz-Kreislauf-Stillstand, Notfallnarkose und Trauma aus dem Jahr 2019 und Anfang 2020 zusammen. Darüber hinaus werden Empfehlungen für die Praxis formuliert.

Kernaussagen
  • Der i. v. Zugang ist der Applikationsweg der 1. Wahl für Medikamente während der kardiopulmonalen Reanimation des Erwachsenen. Nur wenn dieser nicht oder nur verzögert zu etablieren ist, sollte der i. o. Zugang genutzt werden.

  • Nach erfolgreicher Reanimation sollte immer ein 12-Kanal-EKG geschrieben werden. Patienten mit ST-Hebungen sollten sofort einer Koronarangiografie zugeführt werden, bei stabilen Patienten ohne ST-Hebungen und ohne Schock ist eine sofortige Koronarangiografie nicht mit einem Überlebensvorteil assoziiert.

  • Aktuell sollten bei bewusstlosen Patienten nach erfolgreicher Reanimation unabhängig vom initialen EKG-Rhythmus ein Temperaturmanagement erfolgen und Fieber verhindert werden. Eine Zieltemperatur von 33 °C scheint für einige Patienten von Vorteil zu sein.

  • Registerdaten, wie sie die EuReCa-Studien liefern, sind äußerst wertvoll für das Qualitätsmanagement. Aus diesen Daten können wertvolle Hinweise zur Verbesserung der Überlebensrate nach prähospitalem Herz-Kreislauf-Stillstand gezogen werden.

  • Auch in einer Notfallsituation sollten, wann immer möglich, Zwischenbeatmungen bei einer Narkoseeinleitung durchgeführt werden. Bei Patienten mit erhöhtem Aspirationsrisiko (z. B. Ileussymptomatik, Übelkeit und Erbrechen) kann/sollte auf diese verzichtet werden.

  • Bei drohender Hypoxie hat immer eine Beatmung zu erfolgen!

  • Rocuronium sollte für die Notfallnarkose gegenüber Succinylcholin bevorzugt eingesetzt werden. Die Anschlagszeit ist zu beachten.

  • Der Einsatz von Tranexamsäure bei SHT ist nach wie vor umstritten. Die CRASH-3-Studie untersuchte nur den innerklinischen Einsatz von TXA nach SHT und konnte keinen Überlebensvorteil zeigen.



Publication History

Article published online:
03 September 2020

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