Frauenheilkunde up2date 2020; 14(04): 299-311
DOI: 10.1055/a-1064-5280
Allgemeine Gynäkologie

Differenzialdiagnose vulvärer Pruritus – nicht immer Pilze …

Anna Jaeger
,
Linn Wölber

Wenn es im weiblichen Genitalbereich juckt und schmerzt, wird meist eine vaginale Pilzinfektion vermutet. Diese tritt mit einer Prävalenz von bis zu 40% zwar häufig auf, darüber hinaus gibt es jedoch eine Vielzahl an Erkrankungen, die ebenfalls vulvären Juckreiz verursachen können. Aufgrund der multifaktoriellen Genese ist ein interdisziplinärer Therapieansatz besonders wichtig [1].

Kernaussagen
  • Neben Vaginalmykosen können auch chronische Dermatosen vulvären Juckreiz auslösen, wie z. B. Lichen sclerosus, Ekzeme, Psoriasis, präinvasive Läsionen (z. B. VIN), Vulvodynie, sowie sekundäre Ursachen (Östrogenmangelatrophie, Allergie) dafür verantwortlich sein.

  • Zusätzlich zur krankheitsspezifischen Therapie (z. B. Antimykotika, Glukokortikoide) sind allgemeine basistherapeutische Maßnahmen wichtig wie rückfettende und atmungsaktive Externa, Lokalhygiene und die Vermeidung potenzieller Trigger- und Provokationsfaktoren (Duftstoffe, Reinigungsprodukte mit Emulgatoren, latexhaltige Kondome, Gleit- und Konservierungsmittel).

  • Bei unklaren und therapieresistenten Veränderungen der vulvären Haut ist die Indikation zur Probenentnahme und histologischen Abklärung großzügig zu stellen, um (prä-)invasive Läsionen rechtzeitig diagnostizieren und therapieren zu können.

  • Aufgrund der multifaktoriellen Genese des vulvären Pruritus kann ein interdisziplinäres Vorgehen zwischen Gynäkologen, Dermatologen, Mikrobiologen, Infektiologen, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten und ggf. Sexualmedizinern erforderlich sein.



Publication History

Article published online:
03 August 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York