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DOI: 10.1055/a-1071-9576
Ernährung
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Anfang des Jahres ereilte den Vorstand der Deutschen Adipositas-Gesellschaft die traurige Nachricht vom Tode von Prof. Friedrich Arnold Gries. Langjährigen Mitgliedern der DAG sind seine Verdienste um das Thema Adipositas in Deutschland wohlvertraut. Zur Würdigung seiner Person und seiner Verdienste erinnert Prof. Wechsler aus München als langjähriger Weggefährte an wichtige Lebensstationen und Leistungen, dafür ist ihm der Vorstand der DAG zu großem Dank verpflichtet. Die Mitglieder der Deutschen Adipositas-Gesellschaft werden Prof. Gries ein ehrendes Andenken bewahren.
Ernährungsthemen waren für Prof. Gries während seiner gesamten ärztlichen und wissenschaftlichen Tätigkeit von großer Bedeutung, und diese prägen auch unser aktuelles Heft. Wir erleben zurzeit vielfältige politische und öffentliche Diskussionen um den Umgang mit gesunder Ernährung und sind daher Stefanie Gerlach besonders dankbar, dass sie darüber in ihrem Artikel „Lebensmittel-bezogene Verhältnisprävention von Adipositas und nichtübertragbaren Krankheiten – der politische Prozess in Deutschland“ berichtet. Frau Gerlach leitet den Bereich Gesundheitspolitik bei diabetesDE und ist Mediensprecherin der DAG. Sie hat an vielen der beschriebenen Sitzungen und Pressekonferenzen aktiv teilgenommen und kann daher detail- und kenntnisreich über die Höhen und Tiefen der politischen Diskussion und der fehlenden und erreichten Fortschritte berichten. Leider wird es nicht ausbleiben, dass Sie beim Lesen dieses Artikels manches Mal den Kopf schütteln werden. Die Förderung gesunder – – und noch mehr die Vermeidung ungesunder – Ernährung ist Teil der erforderlichen verhältnispräventiven Maßnahmen, und Kindertagesstätten könnten ein besonders geeigneter Ort für solche und andere Maßnahmen sein. Der Präventionspreis der Deutschen Adipositas-Gesellschaft wurde im September 2019 in Kiel an zwei Leipziger Arbeitsgruppen verliehen, und eine dieser Arbeitsgruppen präsentiert hier einen Artikel zum Thema „Gesundheitsförderung und Adipositasprävention in Kitas – Ansatzpunkte für kommunale Gesundheitsförderung“. Jenseits der politischen Ebene zeigt Ulrike Igel mit Ko-AutorInnen auf, welche Hürden auf lokaler und nicht zuletzt persönlicher Ebene sinnvollen verhältnispräventiven Maßnahmen entgegenstehen.
Ernährung, Kohlenhydrate und Fette/Fettsäuren bilden dann auch die Klammer für die folgenden Artikel. Laura Kalvera und Susanna Wiegand aus Berlin geben uns zunächst ein Update zur „Nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung bei Kindern und Jugendlichen“. Mit 5–10 % Häufigkeit ist diese die häufigste chronische Lebererkrankung im Kindes- und Jugendalter und dringend bei der Betrachtung von Folgekrankheiten der Adipositas zu beachten. Die Langzeitfolgen können gravierend sein, die therapeutischen Optionen sind mit kombinierten Lebensstilinterventionsmaßnahmen zwar grundsätzlich sehr erfolgreich, aber zu selten wird dies in systematischer Form umgesetzt und durch unser Gesundheitssystem ermöglicht. Omega-3 Fettsäuren werden mit einigem Erfolg bei der Fettleber getestet, aber der Fokus des nächsten Artikels liegt auf deren Wirkungen auf das Fettgewebe. Volker Richter und Kollegen beschreiben die vielfältigen molekularen und biochemischen Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf Adipocyten und andere Zellen des Fettgewebes und die daraus resultierenden Auswirkungen auf den restlichen Körper. Die Frage, warum wir zu einem bestimmten Moment etwas essen, erscheint im ersten Moment trivial. Dabei sind die psychologischen Komponenten hier überaus komplex, und es freut mich, dass Maria Neumann und Martina de Zwaan aus Hannover uns dieses System erklären. Der Fokus ihres Artikels liegt auf dem restriktiven Essverhalten, also dem Versuch, bewusst nicht oder weniger zu essen. Frau Neumann hat in ihrer Dissertation untersucht, welche Bedeutung diese Komponente des Essverhaltens für die langfristige Gewichtsabnahme hat, und präsentiert uns hier einige der Daten aus dem Deutschen Gewichtskontrollregister.
Zuletzt – aber von besonderer Bedeutung! – möchte ich auf die kürzlich aktualisierte „Evidenzbasierte (S3-)Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)“ hinweisen, die nun unter https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/050-002l_S3_Therapie-Praevention-Adipositas-Kinder-Jugendliche_2019-11.pdf
frei zugänglich ist. Die Bedeutung der Kinder- und Jugendmedizin und der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) für die Arbeit der DAG wird hier besonders eindrücklich illustriert.
Zusammen mit Prof. Kiess wünsche ich Ihnen interessante Lesestunden und bedanke mich bei allen Autoren des vorliegenden Heftes für ihre Beiträge!
Prof. Dr. med. Stefan Engeli
Hannover im Februar 2020
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
14. Mai 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York