Intensivmedizin up2date 2020; 16(03): 263-278
DOI: 10.1055/a-1084-7877
Internistische Intensivmedizin

Erkrankungen der Aorta/Herzklappen – Stichwort TAVI

Moritz Meusel
,
Norbert Frey
,
Ingo Eitel

Die Behandlung der symptomatischen Aortenklappenstenose hat im letzten Jahrzehnt eine rasante Entwicklung erfahren. Die anfänglich nur bei inoperablen Patienten oder hohem OP-Risiko gewählte Transcatheter Aortic Valve Implantation (TAVI) wird zunehmend auch bei intermediärem und niedrigem OP-Risiko indiziert. Neben der korrekten, individuell auf den Patienten abgestimmten Therapieempfehlung des Heart-Teams ist insbesondere die peri- und postinterventionelle Überwachung und Betreuung für die Prognose wichtig.

Kernaussagen
  • Die Therapie der Aortenklappenstenose wurde durch die Entwicklung des interventionellen Aortenklappenersatzes maßgeblich verändert, zunächst bei inoperablen oder Patienten mit hohem OP-Risiko. Gemäß dem aktuellen Forschungsstand profitieren jedoch auch Patienten mit mittlerem oder niedrigem OP-Risiko vom interventionellen Aortenklappenersatz.

  • Insbesondere ist die transfemorale TAVI (tf-TAVI) mit einer reduzierten Mortalität assoziiert; im Vergleich zur konventionellen OP ist die Mortalität um insgesamt 19% verringert, sodass dieser Zugangsweg grundsätzlich bevorzugt werden sollte.

  • Die Berechnung des mutmaßlichen OP-Risikos anhand der gängigen Risiko-Scores überschätzt das tatsächliche Risiko und wird in Zukunft bei der Entscheidungsfindung zum Therapieverfahren in den Hintergrund rücken, wichtiger scheinen andere Faktoren wie die „Frailty“ und Vorerkrankungen der Patienten.

  • Durch das Heart-Team, bestehend aus Anästhesisten, Herzchirurgen und interventionellen Kardiologen, wird die Indikation und Empfehlung zum jeweiligen Ersatzverfahren (operativ oder interventionell) gestellt und die TAVI-Prozedur gemeinsam durchgeführt.

  • Im Vergleich mit dem chirurgischen Aortenklappenersatz treten bei der TAVI seltener Komplikationen wie Schlaganfall und Nierenversagen auf.

  • Postinterventionell ist insbesondere eine engmaschige hämodynamische und elektrokardiografische Überwachung notwendig, um bradykarde Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen und therapieren zu können.

  • Zukünftige potenzielle Anwendungsgebiete der TAVI, die aktuell Gegenstand klinischer Studien sind, sind die bikuspide Aortenklappe und asymptomatische hochgradige Aortenklappenstenosen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. August 2020

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