Handchir Mikrochir Plast Chir 2020; 52(01): 48
DOI: 10.1055/a-1107-5568
Nachruf

Zur Erinnerung an Prof. Dr. med. Hans-Eberhard Schaller (20.9.1950–8.1.2020)

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie 2009 bis 2011

„Das rechte Wort kommt aus dem Schweigen, und das rechte Schweigen kommt vom Wort“
Dietrich Bonhoeffer (1906–1945)

Wo gingst Du hin, mein Freund, wo find’ ich Dich?
Du gingst ohn’ ein Lebwohl, ganz still. So still, so such’ ich Dich.
Doch weiß ich, dass Du meiner nicht vergaßt,
jenen, den Du erstmals als zittrig seine Hand, gesehen hast.
Da lachtest leise Du, als ich der Speiche Drehung nicht verstand,
die Hand, die nimmt, die Hand, die gibt, hast bestens Du gekannt,
so ich den Fuß, der kommt, der geht, der sich nur halbwegs dreht,
was nur die Hand mit heilem Nerv und guten Flechsen recht versteht.
Doch, zum Verstehen braucht es Füße, sagt’ ich Dir,
verweile noch, erklär’ die rätselhafte Drehung mir,
die unsren Füßen ging verloren, um uns im Stehen, Stand, Verstand zu geben.
Du zeigtest mir, dass es einst galt, im hint’ren Zygopod die Matrix neu zu weben,
dass jahrmillioneneinst dort körpernah blockierte sich der Speiche Drehung,
dass Kahn-Mond-, dem Sprungbein wich zwecks Schienbeins enger Führung,
was Sinn, was Logos, was Hand und Fuß bekam, fürs aufrecht’ Leben,
ward’ Worte, Silben Sinn, Sprach’ den Sprach-, Schriftlosen so gegeben.
War es das Formblatt 808, das im unendlich Nichts, im ewig Allen,
Du suchtest noch zuletzt? Du fandest es, fülltest es aus, vor Augen Aller,
signiertest und schwandest hin im blauen Boot, wo Du vor allem,
keine Füße, keine Hände brauchtest dann zuletzt, nur Ruh’,
trieb doch des Fährmanns Stake jene Schaluppe, den Wartenden zu.
Ich werd’ Dich finden, wenn Du, der Wartende wirst sein.

Prof. Dr. med. Hans Zwipp



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Article published online:
05 March 2020

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