Suchttherapie 2020; 21(02): 64-65
DOI: 10.1055/a-1123-6900
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Iatrogene Abhängigkeit

Gallus Bischof
,
Friedrich M. Wurst
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Publication Date:
13 May 2020 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser

medikamentenbezogene Störungen sind unter den Suchterkrankungen nach verschiedenen Schätzungen eine bedeutsame Größe, ohne dass sich dies in der Inanspruchnahme des Suchtbehandlungssystems widerspiegelt. Im Gegensatz zu den anderen stoffgebundenen Abhängigkeitsformen spielt dabei die ärztliche Verschreibungspraxis für die Abhängigkeitsentwicklung eine nicht unbeträchtliche Rolle, wie in den letzten Jahren im Rahmen der Opioid-Krise in den USA ersichtlich wurde. Im Gegensatz zu den übrigen stoffgebundenen Abhängigkeiten sind Betroffene in der Regel älter, häufiger weiblich und weisen regelmäßig somatische oder psychische Komorbiditäten auf, welche wiederum initial auslösend für die Verschreibung abhängigkeitserzeugender Medikamente sind. Damit zusammenhängend sind in diesem Bereich erhebliche Forschungsdefizite erkennbar, was sowohl die genaue Verbreitung des Störungsbildes als auch Möglichkeiten der Optimierung der Erreichbarkeit und der Behandlung dieser Zielgruppe anbelangt. Um die Versorgung dieser mit am stärksten unterversorgten Zielgruppe zu verbessern, wurden in den letzten beiden Jahren S3-Leitlinien zu medikamentenbezogenen Störungen erarbeitet, die sich derzeit in der Konsentierung befinden und die in diesem Jahr veröffentlicht werden. Diese Ausgabe der Suchttherapie soll deshalb eine vertiefende Betrachtung einzelner Aspekte ermöglichen.