Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2020; 15(06): 547-562
DOI: 10.1055/a-1127-3877
Wirbelsäule

Primäre maligne Tumoren der Wirbelsäule

Wadim Kisel
,
Hagen Fritzsche
,
Klaus-Dieter Schaser
,
Alexander Carl Disch

Primär maligne Tumoren der Wirbelsäule sind selten. Die klinische Untersuchung, eine umfassende Bildgebung sowie Kenntnis der vorliegenden Entität bilden die Voraussetzung zur Therapieplanung. Das interdisziplinäre Behandlungskonzept und anspruchsvolle chirurgische Techniken, zumeist als En-bloc-Resektion sowie dorsoventrale Spondylodese, erfordern die wirbelsäulenchirurgische und onkologische Expertise eines Tumorzentrums.

Kernaussagen
  • Primär maligne Knochentumoren der Wirbelsäule sind selten. Bei Erwachsenen ist das Chordom, bei Kindern das Ewing-Sarkom der häufigste primär maligne Knochentumor der Wirbelsäule.

  • Die Diagnostik und Therapie sollte entsprechenden Zentren vorbehalten bleiben, die das obligate interdisziplinäre chirurgische wie auch radioonkologische Therapiekonzept bieten.

  • Die Biopsie und die definitive Resektion bergen die Gefahr der Tumordissemination. Diese sollten den chirurgischen Gesetzmäßigkeiten der tumorfreien (Enneking-adäquaten) Resektion folgen, vorzugsweise in einem in spinaler Onkochirurgie erfahrenen Zentrum. Bei intraläsionaler Resektion bestehen ein 100%iges Risiko eines Rezidivs, eine signifikant schlechtere Lebensqualität sowie ein reduziertes Gesamtüberleben.

  • Prätherapeutische Fallvorstellung in einem interdisziplinären Tumorboard ist absolut erforderlich und gilt als Standard.

  • Die operative Versorgung ist Teil eines multimodalen Therapiekonzeptes mit ggf. bestehenden inter-/nationalen Standardtherapieprotokollen und muss zeitlich mit den anderen behandelnden Disziplinen abgestimmt werden.

  • Die radikale extraläsionale En-bloc-Resektion gilt als das kurative Standardtherapiekonzept bei Patienten ohne Metastasen.

  • Die Resektion ist allein von dorsal oder kombiniert von ventral und dorsal möglich.

  • Eine prä-/postoperative Bestrahlung ist je nach Tumorentität zu erwägen.

  • Metastasierte primäre maligne Knochentumoren erfordern meist ein palliatives Therapiekonzept mit Fokus auf Erhalt bzw. Verbesserung der Lebensqualität.



Publication History

Article published online:
12 November 2020

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