Der Nuklearmediziner 2021; 44(01): 13-14
DOI: 10.1055/a-1132-9525
Editorial

Nuklearmedizin bei Lungenkrankheiten

Nuclear Medicine in lung diseases
Gregor J. Förster
Nuklearmedizin Westend, Berlin
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Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Leserinnen und Leser,

wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung: man sitzt als Nuklearmediziner in einer Tumorkonferenz, stellt seine Befunde vor und es entsteht eine fachspezifische Diskussion über komplexe Therapiekonzepte, der man oftmals nur noch schwer folgen kann. Molekularanalysen, Gendefekte, Thyrosinkinase-Inhibitoren, Antikörper bzw. deren spezifische Fragmente, Immuncheckpoint-Inhibitoren, alles Therapien, die an ganz speziellen Pathways spezifisch ansetzen. Die Aktualität solcher Therapieansätze – manchmal kombiniert mit der Strahlentherapie und eingesetzt als neoadjuvante oder adjuvante Konzepte mit der Thoraxchirurgie – ändert sich ja nach Wirksamkeits-Studienlage zudem oft so schnell, dass die Komplexität immer weiter anwächst. Mit der vorliegenden Ausgabe „Der Nuklearmediziner“ soll am Beispiel einer Lungenklinik ein tieferer Einblick in einzelne Fachrichtungen ermöglicht und aktuelle Konzepte der Diagnostik und Therapie beim Lungenkarzinom dargestellt werden. Zudem wird auf die Besonderheiten einer nuklearmedizinischen Abteilung an solch einer Klinik eingegangen.

Eine der wesentlichen nuklearmedizinischen Untersuchungen der Lunge ist selbstverständlich die Ventilations-/Perfusions-Szintigrafie. Auch wenn das Verfahren von vielen bereits tot geglaubt war, hat es in der klinischen Routine speziell an einer Lungenklinik von seiner Aktualität nichts verloren, was sich auch in der Aufnahme in die entsprechenden allgemeinen Leitlinien widerspiegelt. Die wesentlichen Weiterentwicklungen dieses Verfahrens, das eine der ältesten Untersuchungstechniken der Nuklearmedizin ist, beziehen sich auf die SPECT-Technik und die Hybrid-Technik mit der CT-Thorax. Aus „erster Hand“ erhalten wir zu diesem Thema ein Update, wobei auch der Einsatz des Verfahrens in der COVID-19 Pandemie beleuchtet wird.

Basis für individualisierte therapeutische Ansätze beim Lungenkarzinom ist die Pathologie. Die lichtmikroskopische Beurteilung von histologischen Schnitten ist nach wie vor eine Grundlage, wird aber durch weitere sehr komplexe subzelluläre Diagnostik ergänzt. Auf die verschiedenen Möglichkeiten wird aus pathohistologischer Sicht eingegangen.

Aus solch einer individuellen Tumorcharakterisierung ergeben sich neue therapeutische Strategien. Anhand des metastasierten nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms wird der Wandel der Behandlungsmöglichkeiten dargestellt.

Wie wir alle wissen, hat sich mit der Entwicklung der 18F-FDG-PET/CT-Technik in der Diagnostik des Lungenkarzinoms ein Verfahren etabliert, das heute nicht mehr wegzudenken ist und in der S3-Leitlinie seinen Platz gefunden hat. Aus Sicht des Klinikers wird die Wertigkeit dieser Technik beleuchtet. Zudem gewinnt das Verfahren einen immer größeren Einfluss auf die Bestrahlungsplanung beim Lungenkarzinom. Auf neue Erkenntnisse und Konsequenzen, die sich aus aktuellen Studien ergeben wird hier eingegangen.

Darüber hinaus ergeben sich aus Sicht der Thoraxchirurgie beim Lungenkarzinom mit einer genaueren Diagnostik und besseren systemischen Therapieansätzen neue Perspektiven, wenn es um den Umgang mit einer Oligometastasierung geht. Hier zeigt sich, dass möglicherweise das Langzeitüberleben der Patienten mit einer gezielten Entfernung von einzelnen Metastasen beeinflusst werden kann.

Ich hoffe, dass diese Einblicke aus unterschiedlichen Fachdisziplinen uns Nuklearmedizinern ermöglichen, den komplexen fachfremden Auseinandersetzungen und Diskussionen genauer zu folgen und ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was von uns als Diagnostikern erwartet wird.

Leider musste das Erscheinungsdatum dieser Ausgabe wegen der COVID-19-Pandemie einige Male verschoben werden, da eine Lungenklinik von dieser Erkrankung natürlich besonders betroffen ist. Ich bitte hierfür um Ihr Verständnis.



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Article published online:
08 April 2021

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