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DOI: 10.1055/a-1155-1840
Rechtsfragen der Ressourcenzuteilung in der COVID-19-Pandemie
Zwischen Utilitarismus und LebenswertindifferenzLegal Issues of Resource Allocation in the COVID-19 PandemicBetween Utilitarianism and Life Value Indifference-
Ein Arzt, der bei Vergabe knapper Intensivbetten ausschließlich die Erfolgsaussichten der Behandlung berücksichtigt, handelt rechtmäßig.
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Ein Arzt, der zusätzlich – ob gleichberechtigt oder nachrangig – Lebensalter oder soziale Verantwortung eines Patienten berücksichtigt, handelt in der gegebenen Ausnahmesituation ebenfalls rechtmäßig, sofern er in Übereinstimmung mit § 2 Abs. 1 MBO-Ä 1997 hierfür nachvollziehbare Gewissensgründe geltend machen kann.
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Größte Zurückhaltung ist aus Rechtsgründen geboten, wenn eine bereits initiierte Therapie zugunsten eines anderen beendet werden soll.
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Im Übrigen gilt, dass ein Arzt, der – in der unübersichtlichen Rechtslage – unvermeidbar annimmt, in Übereinstimmung mit dem Recht zu handeln, wegen fehlenden Verschuldens nicht bestraft wird (Verbotsirrtum i. S. d. § 17 StGB).
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
17. Juni 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York
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Literatur
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