Zusammenfassung
Non-binäre Behandlungssuchende sind in der neuen S3-Leitlinie genau wie in den neuen Diagnosemanualen (DSM-5, ICD-11) ausdrücklich inkludiert. Damit stehen ihnen alle in der S3-Leitlinie angeführten Behandlungsmöglichkeiten bei Geschlechtsinkongruenz bzw. Geschlechtsdysphorie zur Verfügung. Gleichwohl sind einige Besonderheiten zu beachten. Non-Binarität begegnet uns in der psychotherapeutischen Praxis in Erscheinungsformen, die von nicht geschlechterrollenkonformem Erleben in unterschiedlichen Lebensbereichen bis zu expliziter Identifizierung als non-binär reichen. Typische Probleme bei Non-Binarität sind Unsichtbarkeit, Vulnerabilität und Diskriminierung. In der Gesundheitsversorgung begegnen non-binäre Behandlungssuchende besonderen Schwierigkeiten. Die Anerkennung der geschlechtlichen Identifizierung und die Würdigung des persönlichen Leids sind bei der psychotherapeutischen Unterstützung und Vorbereitung auf körpermodifizierende Maßnahmen von großer Bedeutung. Es wird für selbstbestimmte, individuelle Lösungen nach gemeinsamer Exploration der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten plädiert. Dabei können im Einzelfall neben den in der Leitlinie aufgeführten evidenzbasierten Maßnahmen auch experimentelle Körpermodifikationen eine Berechtigung haben.
Abstract
Non-binary clients are explicitly included in the new S3-Guideline as well as in the new diagnostic manuals (DSM-5, ICD-11). This makes available to them all of the treatment options for gender incongruence or gender dysphoria listed in the guideline. Nevertheless, there are some particular aspects to be considered. In psychotherapeutic practice, we encounter the non-binary in manifestations ranging from gender-nonconforming experience in different areas of life to explicit identification as non-binary. Typical problems with the non-binary are invisibility, vulnerability, and discrimination. Non-binary clients face particular difficulties in health care. The acknowledgement of the client’s gender identification and respect for their personal suffering are of great importance for psychotherapeutic support and preparation for body modification measures. After a joint exploration of the options available, self-determined, individual solutions are advocated. In addition to the evidence-based procedures listed in the guideline, experimental body modifications may also be justified in individual cases.
Schlüsselwörter
Diskriminierung - Geschlechtsidentität - Körpermodifikationen - Non-Binarität - Transgender
Key words
body modifications - discrimination - gender identity - non-binary - transgender