PPH 2020; 26(04): 160-161
DOI: 10.1055/a-1160-2837
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Publikationsdatum:
27. Juli 2020 (online)

Psychosoziale Folgen von Isolation und Quarantäne

Universität Leipzig

Sowohl die Regeln zur Reduzierung der räumlichen Nähe zu anderen Personen als auch die Quarantänemaßnahmen im engeren Sinne sind mit einer sozialen Isolierung verbunden. Menschen sind soziale Wesen, für die die Gemeinschaft mit anderen ein fundamentales menschliches Bedürfnis ist – wichtig für Wohlbefinden, Gesundheit und sogar Überleben. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben federführend zusammen mit dem Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 ein Kurzdossier (Policy Brief) veröffentlicht. Darin haben sie Erkenntnisse über psychosoziale Folgen von Isolations- und Quarantänemaßnahmen bei früheren Coronavirus-Ausbrüchen zusammengetragen, um auf dieser Basis Handlungsmöglichkeiten zur Minimierung psychosozialer Folgen aufzuzeigen. „Wissenschaftliche Studien belegen konsistent negative psychosoziale Folgen von Isolations- und Quarantänemaßnahmen bei den SARS- und lokalen MERS-CoV-Ausbrüchen, darunter Depressivität, Ängstlichkeit, Wut, Stresserleben, Schlafstörungen, Sorgen, Einsamkeit und Stigmatisierungserfahrungen. Diese erhöhten psychosozialen Belastungen treten während der Isolations- und Quarantänemaßnahmen auf, können aber auch noch Monate und gar Jahre nachwirken“, konstatiert Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Medizinischen Fakultät. Um psychosoziale Folgen zu minimieren, benennen die Forscher 3 komplementäre Lösungsansätze: Zum einen sei eine umfassende Information und Aufklärung zu den möglichen Folgen notwendig. Die Bevölkerung wird dabei sensibilisiert und kann mögliche Beschwerden einordnen. Als 2. Ansatz führen die Wissenschaftler die Prävention und Gesundheitsförderung in der Allgemeinbevölkerung an. So ließe sich etwa die Resilienz stärken durch Tagesstrukturierung, Bewegungserhalt und gesunde Ernährung. Der 3. Lösungsansatz bezieht sich auf psychotherapeutische Interventionen, vor allem bei besonders gefährdeten Gruppen und Personen mit psychischen Vorerkrankungen. Besonders E-Health und telemedizinische Ansätze können unter diesen besonderen Umständen Betroffenen helfen.

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((Quelle: Kirsten Oborny/Thieme Gruppe))