Nervenheilkunde 2020; 39(09): 572-576
DOI: 10.1055/a-1162-5547
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kontrafaktische Darstellung des Hirntod-Konzepts

Kritik an der Darstellung der Hirntod-Historie und des Hirntod-Konzepts durch Dag MoskoppContrafactual presentation of the brain death concept
Rainer Beckmann
1   Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Fachgebiet Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Mannheim
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Publikationsdatum:
24. August 2020 (online)

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Das „Konzept des Hirntodes“ wurde nicht in Europa zwischen 1952 und 1960 entwickelt, wie von Dag Moskopp in einem Aufsatz (Nervenheilkunde 2017; 36: 423–432) dargestellt [16]. Bis 1960 wurde lediglich der Begriff „Hirntod“ etabliert. Das „Konzept des Hirntodes“ beruht hingegen auf einer Gleichsetzung von „Hirntod“ und „Tod des Menschen“ und wurde erst danach in Zusammenhang mit dem Interesse an der Gewinnung „lebensfrischer“ Organe für Transplantationszwecke propagiert. Maßgeblich geprägt wurde das „Konzept des Hirntodes“ von dem Bericht des Harvard Ad-hoc-Comittees 1968.

ABSTRACT

The „concept of brain death“ was not developed in Europe between 1952 and 1960, as described by Dag Moskopp in an article (Nervenheilkunde 2017; 36: 423–432) [16]. Until 1960 only the term „brain death“ was established. The „concept of brain death“, however, is based on equating „brain death“ and „human death“ and was only propagated afterwards due to the interest in obtaining „fresh“ organs for transplantation. The „concept of brain death“ was decisively shaped by the report of the Harvard Ad Hoc Committee 1968.