Z Orthop Unfall 2021; 159(05): 513-520
DOI: 10.1055/a-1174-0946
Original Article/Originalarbeit

Präoperative digitale Messung individueller motorischer und propriozeptiver Fähigkeiten bei Gonarthrosepatienten

Article in several languages: English | deutsch
Robert Redelbach
1   Trauma Surgery – Orthopaedic Surgery, Friedrich Alexander University Erlangen Nuremberg, Erlangen
,
Alexander Mahnke
2   Orthopaedic Surgery, Dr. Erler Hospital, Nuremberg
,
Jens O. Anders
1   Trauma Surgery – Orthopaedic Surgery, Friedrich Alexander University Erlangen Nuremberg, Erlangen
2   Orthopaedic Surgery, Dr. Erler Hospital, Nuremberg
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Zusammenfassung

Hintergrund Trotz neuer OP-Verfahren und Fast-Track-Mobilisation ist die Zahl unzufriedener Patienten nach Knietotalendoprothesenoperationen noch zu hoch. Dabei könnten auch patientenindividuelle motorische Defizite eine Rolle spielen. Der präoperativen Klassifikation motorisch-propriozeptiver Fähigkeiten müsste deshalb eine größere Bedeutung zukommen. Wenn man Patienten entsprechend ihrer motorischen Defizite in Kategorien einteilen kann, dann sind intra- und interindividuelle Vergleiche bzw. Verlaufsbeobachtungen objektiv möglich. In Ergänzung zu etablierten Fragebögen und klinischen Tests soll gezeigt werden, dass mit einer mobilen Kraftmessplatte alltagstauglich digitale Messwerte für einen neuen Score gewonnen werden können.

Material und Methoden Es wurden 63 Patienten einen Tag vor Implantation einer bikondylären Knietotalendoprothese stichprobenartig ausgewählt. Mithilfe der mobilen Kraftmessplatte KMP (Motosana) konnten die Parameter Maximalkraft, Leistung und Balance gemessen werden. Die Balance wurde durch die Schwankungsfläche in mm² und den Schwankungsweg in mm bestimmt. Freies Stehen im Einbeinstand bzw. mit Hilfestellung durch kurzes Antippen der Finger an seitlich angebrachten Stützen oder permanentes Festhalten wurden dabei als Balanceunterstützung berücksichtigt. Die Maximalkraft in Newton wurde durch modifiziertes Kreuzheben gemessen sowie die Leistung in Watt mit 5 schnellen Kniebeugen bestimmt.

Ergebnisse Umfangreiche statistische Berechnungen der digitalen Messwerte für Maximalkraft, Leistung sowie Balance konnten zeigen, dass alle durchgeführten Messungen hinsichtlich Patientenzahl, Verteilungsmuster und Korrelation zur Etablierung eines neuen motorischen Scores „KnieFit 1.0“ geeignet waren. Die gemessene interindividuelle Leistungsfähigkeit führte zu patientenindividuellen niedrigen oder hohen Werten im „KnieFit-1.0“-Score. Gleichzeitig ergab sich die Möglichkeit zur Einteilung der Patienten in 4 Gruppen mit unterschiedlich ausgeprägten Merkmalen für Kraft/Leistung bzw. Balance. Es zeigte sich, dass 17 von 63 Patienten ein komplexes motorisch-propriozeptives Defizit aufwiesen, aber 17 andere Patienten hohe Werte in allen Rubriken hatten.

Schlussfolgerung Motorisch-propriozeptive Leistungsparameter von Gonarthrosepatienten vor Knieendoprothesenoperationen sind alltagstauglich mit der mobilen Kraftmessplatte KMP zu bestimmen. Mit den Messwerten für Kraft/Leistung und Balance können defizitorientierte Patientengruppen gebildet werden. In Folgestudien wäre es damit möglich, die entsprechende Leistungsfähigkeit prä- und postoperativ anhand des Scores „KnieFit 1.0“ zu vergleichen. Zukünftig könnten dann auch postoperative Rehabilitationsprogramme defizitorientiert angepasst werden, aber auch präoperative Trainingsprogramme wären denkbar.



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Article published online:
30 June 2020

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