Der agitierte und aggressive Patient

Aggressivität und Gewalt im Notarztdienst sind keine Seltenheit. Studienergebnisse ermittelten eine erschreckend hohe Zahl gewalttätiger Übergriffe und strafrechtlich relevanter Delikte gegen die körperliche Integrität des Rettungsdienstpersonals [1]. Gute Kenntnisse über verhaltensmodifizierende und psychopharmakologische Interventionen bei dieser Patientengruppe sind daher essenziell.

Kernaussagen

• Der Schutz des Behandlungsteams vor aggressiven Übergriffen hat eine hohe Priorität und sollte insbesondere in unübersichtlichen Situationen zunächst gesichert werden.

• Eine diagnostische Einschätzung und Abklärung sollten möglichst zielgerichtet und schnell erfolgen.

• Die Gestaltung der Kommunikation ist entscheidend vom Behandler abhängig, diese sollte immer deeskalierend und professionell sein.

• Wenn es zu einer Fixierung und damit Gewaltanwendung gegen den Patienten kommt, sollte diese gut vorbereitet sein und mit einem Minimum an Verletzungen einhergehen. Dafür sind regelmäßige Trainings erforderlich.

• Benzodiazepine und Antipsychotika sind nach aktuellem Wissensstand wirksam in der Behandlung akuter Erregungszustände.

• Der Einsatz von Psychopharmaka sollte nach Überprüfung der Kontraindikationen rasch erfolgen.

• Eine orale oder nasale Medikation ist einer i. m. oder i. v. Medikation vorzuziehen.

Schlüsselwörter

psychiatrischer Notfall - Benzodiazepin - Agitation - schizoaffektive Störung - Erregungszustand

Publication History

Article published online:
03 March 2021

• Literatur

• 1 Schmidt J, Feltes T. Gewalt gegen Rettungskräfte – Bestandsaufnahme zur Gewalt gegen Rettungskräfte in Nordrhein-Westfalen. 2012. Im Internet (Stand: 21.01.2021): https://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/download/PDF_2012/Gewalt_gegen_Rettungskraefte.pdf
• 2 Pajonk FG, DʼAmelio R. [Psychosocial emergencies–agitation, aggression and violence in emergency and search and rescue services]. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 43: 514-521
• 3 Gilboy N, Tanabe T, Travers D. et al. Emergency Severity Index (ESI): A Triage Tool for Emergency Department Care, Version 4. Implementation Handbook 2012 Edition. AHRQ. Im Internet (Stand: 11.02.2021): https://www.sgnor.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/Downloads/Esi_Handbook.pdf
• 4 Pajonk FG, Messer T. Berzewski, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) (federführende Fachgesellschaft). Leitlinie Notfallpsychiatrie. 2019. Im Internet (Stand: 21.01.2021): https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-023l_S2k_Notfallpsychiatrie_2019-05_1.pdf
• 5 Hirsch S, Steinert T. Medikamentöse Notfallbehandlung psychomotorischer Erregungszustände und aggressiven Verhaltens. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 445-452
• 6 Hewer W, Rösler W, Messer T. Hrsg. Die psychiatrische Notfallmedizin. 3. Aufl.. Frankfurt: Urban und Fischer; 2017
• 7 Steinert T, Hirsch S. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) (federführende Fachgesellschaft). S3-Leitlinie Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen 2018. Im Internet (Stand: 21.01.2021): https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/121426d2cd6753c751db3a04869673dabe61ae15/S3 LL Verhinderung von Zwang KURZ FINAL 10.9.2018.pdf
• 8 Vieta E, Garriga M, Cardete L. et al. Protocol for the management of psychiatric patients with psychomotor agitation. BMC Psychiat 2017; 17: 328