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DOI: 10.1055/a-1177-3905
Editorial
Liebe Leser,
das IQWiG hat erneut zugeschlagen. Im Health Technology Assessment (HTA) HT 18-03, veröffentlicht am 20. Juni 2020 kommt es zu der Erkenntnis, dass die Fusionsbiopsie Männern mit V.a. Prostatakarzinom gegenüber der Standardbiopsie keinen Nutzen bringt. Auch die vom IQWiG konzedierte Reduktion von Biopsien um 28 % durch das vorher durchgeführt MRT [1] ist nach Ansicht des Institutes nicht relevant.
Diese Stellungnahme untermauert eindrucksvoll, welche seltsamen Entscheidungen durch die Technokraten des IQWiG „am grünen Tisch“ getroffen werden. Das MRT der Prostata und die Fusionsbiopsie stellen nach meiner Einschätzung eine der wichtigsten Fortschritte in der Uro-Onkologie der letzten Jahrzehnte dar. Beispiele für die Evidenz dazu sind:
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Durch seinen hohen negativen prädiktiven Vorhersagewert kann bei einem negativen MRT mit akzeptabel niedrigem Risiko auf eine Biopsie verzichtet werden. In einer der aussagekräftigsten Studien dazu [2] wurden im MRT kein Gleason 4 + 3 Tumor und bei 586 randomisierten Patienten nur 16 Gleason 3 + 4 Tumore übersehen.
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Es werden durch MRT und Fusionsbiopsie weniger insignifikante und mehr signifikante Tumoren entdeckt [1].
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Nach bereits erfolgter Biopsie ist die Detektionsrate der Fusionsbiopsie deutlich höher als die einer erneuten systematischen Biopsie [3].
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MRT und Fusionsbiopsien sind heute integraler Bestandteile der aktiven Überwachung bei Patienten mit niedrig-Risiko Prostatakarzinom [4].
Und die Liste ließe sich erweitern. Also lassen Sie sich die Freude am Fortschritt und die Anwendung sinnvoller moderner Diagnostik nicht verderben sondern halten Sie daran fest.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hat eine gute Stellungnahme zum Bericht des IQWiG verfasst https://www.urologenportal.de/pressebereich/pressemitteilungen/aktuell/dgu-sieht-nutzen-der-fusionsbiopsie-bei-prostatakrebs-verdacht-deutsche-gesellschaft-fuer-urologie-kritisiert-hta-bericht-des-iqwig-und-reicht-stellungnahme-ein-14072020.html (abgerufen am 16.07.2020). Ich kann mich der Hoffnung des derzeitigen Präsidenten der DGU nur anschließen, dass bei der Anhörung im August die Argumente der Fachgesellschaft gehört werden.
Publication History
Article published online:
26 August 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York
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Literatur
- 1 Kasivisvanathan V, Rannikko AS, Borghi M. et al. MRI-Targeted or Standard Biopsy for Prostate-Cancer Diagnosis. N Engl J Med 2018; 378: 1767-1777 DOI: 10.1056/NEJMoa1801993.
- 2 Ahmed HU, El-Shater BosailyA, Brown LC. et al. Diagnostic accuracy of multi-parametric MRI and TRUS biopsy in prostate cancer (PROMIS): a paired validating confirmatory study. Lancet 2017; 389: 815-822 DOI: 10.1016/S0140-6736(16)32401-1.
- 3 Valerio M, Donaldson I, Emberton M. et al. Detection of Clinically Significant Prostate Cancer Using Magnetic Resonance Imaging-Ultrasound Fusion Targeted Biopsy: A Systematic Review. Eur Urol 2015; 68: 8-19 DOI: 10.1016/j.eururo.2014.10.026.
- 4 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langversion 5.1, 2019, AWMF Registernummer: 043/022OL. http://www.leitlinienprogramm-onkolo-gie.de/leitlinien/prostatakarzinom/ (abgerufen am: 16.07.2020)