Zusammenfassung
Hintergrund Nach Kataraktoperation werden häufig in den ersten postoperativen Monaten Symptome des „trockenen Auges“ im Sinne einer Keratoconjunctivitis sicca (KCS) beobachtet. Wir untersuchten den Einfluss der Kataraktoperation auf die Stabilität des Tränenfilms und die Benetzung der Augenoberfläche.
Material und Methoden Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden in der Augenklinik Hanoi (Vietnam National Institute of Ophthalmology) 60 Augen von 60 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 ± 10 Jahren mit unkomplizierter Kataraktoperation eingeschlossen. Die Phakoemulsifikation erfolgte mit kornealer Inzision und Implantation einer Faltlinse in topischer Anästhesie. Ausgewertet wurden die subjektiven Angaben der Patienten anhand des OSDI-Fragebogens (OSDI: Ocular Surface Disease Index). Darüber hinaus kamen als nicht invasive objektive diagnostische Verfahren die Tränenfilmaufrisszeit (TBUT) und die Messung der Höhe des Tränenfilmmeniskus (TMH) mit dem Keratograph 5M (Oculus) zur Anwendung. Zusätzlich wurden Bindehaut- und Hornhautalterationen mittels Vitalfärbung (Fluorescein bzw. Bengalrosa) untersucht und ein Schirmer-I-Test vorgenommen. Die Daten wurden präoperativ, 1, 4 und 12 Wochen postoperativ erhoben. Die Schweregrade der KCS wurden in 4 Gruppen
(leicht, mittel, schwer und sehr schwer) in Anlehnung an die DEWS-Einteilung klassifiziert.
Ergebnisse Die Punktzahl nach OSDI war 1 Woche postoperativ mit 14,4 ± 4,2 signifikant erhöht (p = 0,001) und nahm dann zu weiteren Zeitpunkten ab. Der Schirmer-I-Test wurde präoperativ mit 15,8 ± 4,3 mm gemessen und reduzierte sich in der 1. postoperativen Woche signifikant (p = 0,001). Nach 3 Monaten wurde wieder das präoperative Niveau erreicht. Die TBUT lag präoperativ bei 12,6 ± 1,5 s, in der 1. postoperativen Woche signifikant niedriger (9,7 ± 1,5 s) und erreichte im 3. Monat mit 12,4 ± 1,3 s wieder das präoperative Niveau. Die Höhe des Tränenfilmmeniskus betrug präoperativ 0,245 ± 0,055 mm, nach der 1. Woche 0,229 ± 0,057 mm (p = 0,003) und im 3. Monat 0,241 ± 0,051 mm (p = 0,08). In der 1. postoperativen Woche bestand bei 30% der Augen eine leichte KCS, in der 4. Woche bei noch 10% der Augen. Drei Monate postoperativ hatte sich die KCS in allen Fällen zurückgebildet.
Schlussfolgerung Bei jedem 3. Patienten nach Kataraktoperation konnte eine leichte KCS festgestellt werden, die bis 4 Wochen persistierte. Die postoperative Benetzungsstörung sollte in der OP-Aufklärung berücksichtigt und ggf. eine ergänzende Therapie eingeplant werden.
Schlüsselwörter
trockenes Auge - KCS - Keratoconjunctivitis sicca - Kornea - Kataraktchirurgie